|
Ein sensationelles Bühnenbild: eine
Pommesbude im Gemäuer eines aufgelassenen Theaters (Christoph Sehl).
Alexander Schulin inszeniert keine platte Aktualisierung, sondern zeigt
menschliche Kommunikation im theatralen Zusammenhang. Der vermeintliche
"Penner" Falstaff lebt seine historisch bedingten Fähigkeiten als Stifter
imaginativ-selbsterkenntlicher Kommunikation auf der Bühne eines absoleten
Theaters aus, wird zum Mittler kommunikativer Aktivitäten seiner so unterschiedlich
präformieten Zeitgenossen. Vermeintliche Vergangenheit des Theaters, gescheiterte
Möglichkeiten und zukünftige Chancen zwischenmenschlicher Kommunikation
werden zum topos von Verdis opus summum!
Dazu dirigiert Karlsruhes neuer GMD Anthony Bramall das häufig verrätselte
Werk mit der Badischen Staatskapelle ausgesprochen luzide, lässt Eulogieausbrüche
zu, ziseliert Charaktere, verzichtet aber auch nicht auf Passagen von
außerordentlich einschmeichelndem Wohlklang.
Mit Günter von Kannen agiert ein unverwüstlicher Haudegen mit Bayreuth-Erfahrung
als Falstaff voller Saft und Kraft, wirkt geradezu beflügelt als Saufbold
vor der Pommesbude und anschließend als Darsteller seiner eigenen Rolle:
metakommunikativer geht's nimmer! Aus dem spielfreudigen und gesanglich
auf hohem Niveau ausgeglichenen Ensemble sei der zum Hinhören elektrisierende
Alt Ewa Walaks besonders hervorgehoben!
Das Karlsruher Publikum goutiert die außergewöhnlich spektakuläre Aufführung
- wohl auch, weil Gelegenheit zum doppelten Vergnügen bleibt; dem intellektuellen
Spaß an einer innovativen Deutung des großen Kunstwerks, aber auch dem
eher schlichten Vergnügen an Theater pur. Das Programmheft gibt dazu wichtige
Hinweise. (frs) |
|