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Die Inszenierung Peter Pawliks bezieht
die unheilvolle Vorgeschichte im Leben der Burya-Familie in die ausweglose
Milieu-Studie ein, verlegt die Handlung ins aggressive Kleinbürgerambiente
mit Pommesbude und Mietskaserne (real karikeirende Bühne Rolf Häusner)
- und hat Probleme mit dem verständlich gesungenen Text, der partout eine
bigotte tschechische Dorfszene beschwört.
Und gesungen und gespielt wird in Hildesheim auf gutem Niveau: Annegeer
Stumphius verkörpert eine von allen gedemütigte Jenufa mit einem Janacek-angemessenen
Timbre, klarer Intonation und emotionaler Vermittlungsfähigkeit. Die geworfene
Küsterin der Nicola Müllers gerät hochdramatisch, zeigt die Unmöglichkeit,
sich aus dem Milieu zu befreien. Anton Kuhns Laca ist vielschichtig und
lässt durch stimmliche Differenzierungen aufhorchen. Insgesamt bietet
das Ensemble eine hörenswerte Performance.
Das Hildesheimer Orchester unter Werner Seitzer begleitet kammermusikalisch-einfühlsam,
vermeidet den großen expressiven Ausbruch.
Das Hildesheimer Publikum kommt spärlich, aber engagiert. Offenbar sind
radikale Verweise aufs eigene Milieu nicht jedermanns Geschmack. (frs) |
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