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Hans-Peter Lehmann ist zweifelsfrei
ein routinierter Opernregisseur - seine Schwächen sind bekannt, betuliche
Konvention, requisitenübersäte Bühne. So auch in der atmosphärisch dichten
Hersfelder Stiftsruine. Da reicht nicht die Magie des Raums, da müssen
höchst überflüssige Accessoires herbei. Die Geschichte Rigolettos, seiner
Tochter, des Herzogs und seiner Höflinge wird allerdings intensiv erzählt,
ohne besondere Akzente zu vermitteln.
Mit Erik Stumm gibt's einen alternden Rigoletto zu sehen und zu hören,
der äußerst selbstbewusst gegen seine Schwächen ankämpft - sowohl als
Rolle als auch als Akteur. Cornelie Isenbürger ist eine gefühlvolle Gilda,
stimmlich rein mit klangschönen Höhen, allerdings mit etwas wenig Volumen
(in Bielefeld singt sie das Ännchen und die Sophie), aber die Attraktion
der Hersfelder Aufführung. Christian Voigt hat als Herzog einige gut anzuhörende
Passagen, versagt allerdings bei den tenoralen Herausforderungen. Oleg
Korotkov gibt einen professionellen Sparavucile, etwas mehr Power hätte
dem Auftritt gutgetan. Beeindruckend - sowohl im quirligen Agieren als
auch im engagierten Gesang - die Chöre (unter der Leitung von Stanislav
Bogunia und W. Alexander Krolopp der Hersfelder Festspielchor und Mitglieder
des Frankfurter- und Marburger Konzertchors, des Posener Knabenchors und
des Prager Rundfunkorchesters).
Das Prager Dvorak Sinfonieorchester ist durchaus spielfreudig, lässt aber
unter Siegfried Heinrich die Bravour vermissen und bietet eingängige Begleitung.
Das Hersfelder Festspielpublikum ist angetan, applaudiert herzlich - doch
scheint der Weg der Oper in Hersfeld unklar: offenbar gibt's kein attraktives
künstlerisches Konzept. Ob das brave Abspielen bekannter Opern, mit Verzicht
auf spektakuläre Präsentationen, dauerhaft Publikum anziehen kann, bleibt
zweifelhaft. (frs) |
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