|
Aus dem Graben dringen bombastische
Klänge, krachende crecsendi, schwülstige piani - und das Philharmonische
Orchester Heidelberg unter GMD Thomas Kalb hat das alte Musikerproblem,
bei den vielen tutti-Schlüssen gemeinsam aufzuhören! Auf dem Programm
steht Max von Schillings' "Mona Lisa" (1915), die wilhelminische Deutung
des Gioconda-Geheimnisses mit dem entsprechend denunzierenden Frauenbild:
männermordend hinter lächelnder Fassade.
Philipp Kochheim schreibt im Programmheft vom Kraftwerk der Gefühle, von
sado-masochistischen Imaginationen, von Sinnlichkeit - er schreibt's,
aber er zeigt es nicht.
Auf der konfusen Bühne (Anja Jungheinrich sollte auch auf dem Besetzungszettel
vermerkt sein) entwickeln sich altmodische Opernklischees, beginnend mit
einer Mona-Lisa Reproduktion von unbeschreiblicher Geheimnislosigkeit,
Seitenwänden als geometrische Verlegenheitslösung und einem mickrigen
Schrein, in dem Geliebter und Gatte nacheinander verrecken.
In diesem Interieur hat auch eine exzellente Sängerin wie Gergana Geleva
keine Chance, "die Essenz einer mythisch-rätselhaften Ahnenreihe weiblicher
Verführungskunst" (Kochheim) zu zelebrieren. Abgesehen davon sind die
männlichen Protagonisten Monumente opernhafter Unbeweglichkeit - in Aktion
und Gesang.
Das Publikum goutiert die Wiederentdeckung als museales Fundstück aus
der Mottenkiste, wäre aber mit einer 90minütigen Großprojektion von Leonardos
Meisterwerk ohne Handlung und Szene eher auf seine Kosten gekommen! (frs) |
|