Folter durch Hoffnung
Lauri Vasar – er verkörpert Ängste, Unerträglichkeiten physischer Folter, lastende Einsamkeit, erlebt Visionen und klammert sich existentiell an Hoffnungen. Diese Verkörperungen archetypischer Menschlichkeit gelingen dem hoch-sensibilisierten Darsteller mit bezwingender Intensität. Und seine stimmlichen Variationsmöglichkeiten geben diesen aufwühlenden Emotionen atemraubenden Ausdruck. Als mit-leidende Mutter fasziniert Khatuna Mikaberidze, als Kerkermeister und Großinquisitor ist Robert Künzli aasig-brutal präsent.
Andrea Schwalbach inszeniert die Gewaltmechanismen brutaler Systeme, entlarvt den Zynismus der Folter durch Hoffnung und bewirkt durch konzentriertes Bühnen-Handeln das permanente Mit-Leiden des Publiklums.
Anne Neuser baut eine Bühne aus überwältigenden Betonmauern, die nur im Licht-Käfig des Gefangenen Raum für das Bild tiefster Verzweiflung bietet.
Lutz de Veer erreicht mit dem offenbar engagierten Niedersächsischen Staatsorchester eine Dichte der Interpretation, die den Intentionen Dallapicollas (1949 – nach den Erfahrungen des Faschismus) sehr nahe kommt. Die Intensität des musikalischen Ausdrucks wird zur komplexen Kommunikation!
Diese darstellerisch, sängerisch, musikalisch, räumlich und inszenatorisch konzentrierte Bühnen-Kunst bleibt bei dem konzentriert mitgehenden Publikum nicht ohne Wirkung:
Betroffenheit und Hochachtung für die erlebten exorbitanten künstlerischen Leistungen! (frs)
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