Böse Umwelt
Es mag befremden: Zu Zeiten vielbeschworener jugendlicher Renitenz inszeniert Andrea Schwalbach das Leiden eines Kindes an seiner erwachsenen Umwelt. Die leidenden Gegenstände werden zu quälenden Erwachsenen, und das quängelnde Kind ist Opfer der rigiden Verhältnisse.
Anne Neusers Bühne mit einem durchsichtigen Kubus, in dem sich konkretes Leben abspielt, wird zum Spielraum kindlicher Ängste.
Ravels Musik wird mit dem Niedersächsischen Staatsorchester unter Lutz de Veer zum diffizil mahnenden konterkarierenden Kommentar: behutsam in der Ausführung, deutungsreich in der Wirkung.
Julia Granjuk gibt dem Kind genügend Leidensfähigkeit durch intensives Spiel und impressive Artikulation, um die überraschende Tendenz zu realisieren. Mit den vielen brillanten Solisten der Hannover-Oper ergibt sich ein nachdenkenswertes Bild kindlicher Zwänge, ohne dass ein Vergleich mit der dramatischen Situation des „Prigioniero“ schlüssig wird.
Das Haus in Hannover ist – warum auch immer – nicht voll besetzt; die Zustimmung – vor allem von dem erfreulich großen Anteil eher jugendlicher Zuschauer – gerät ins Begeisterte! (frs)
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