|
Der etatmäßige Tenor fällt aus - einspringt
ein junger Südafrikaner, (Gast-)Mitglied des Chors: Alec Otto hat die
Herzen des Publikums auf seiner Seite, spielt erfrischend unprätentiös,
singt unbefangen mit legatoschönem timbre, sauberer Intonation, gefühlvoller
Phrasierung und ohne Scheu vor den Höhen, kennt die Grenzen und "überdreht"
nicht. Wohl eher zufällig kommt ein junger Sänger zum Debüt, dem nach
diesem Rodolfo eine prima Laufbahn offen stehen sollte! Mit Katharina
Marken und Gabriele Rösel singen in Halberstadt zwar vorzügliche Solistinnen
die Mimi bzw. die Musetta, das impulsive Künstlertrio wird von Sönke Morbach,
Matthias Schaletzky und Bernd Unger facettenreich-menschlich gegeben.
Die Regie Holger Pototzkis betont eben diese menschlich-ambivalente Welt
zwischen Hochgefühl und Trauer, während die Bühne Tom Prestings durch
Stufen strukturiert wird und durch einen Bogen (mal Fenster und Stadttor)
seine Kontinuität wahrt.
Johannes Rieger leitet das spielfreudige Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters
umsichtig, passt sich im Klang dem menschlichen Grundton des Bühnengeschehens
an.
Für das Publikum ist der Bohème-Besuch eindeutig eine festliche Angelegenheit,
da bestimmen zustimmende Aufmerksamkeit und Mitfiebern vor allem mit dem
Debütanten und befreiter Schlussapplaus - nach 30 langen Sekunden der
Betroffenheit nach Mimis Tod! - den schmucklosen Theatersaal, glücklich
das Theater mit solchen Gästen! (frs) |
|