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Mythos dunkler Mächte
Von wegen "Schwärmerei": der besorgte Erik irrt, Senta lebt in totaler
Abhängigkeit von einer skrupellosen Sekte. Rainer Friedemann deutet Wagners
Erlösungspathos um: es ist der Mythos eines satanischen Opferungsrituals,
vor dem Erik die willenlos manipulierte Senta im letzten Moment rettet.
Überraschend, zeitgemäß, in den Aktionen zwingend, emotional mitreißend,
aber einen tic zu "pädagogisch wertvoll". Das Philharmonische Orchester
Hagen präsentiert sich in glänzender Verfassung.
Unter dem Maestro Antony Hermas gelingt ein berauschender Gesamtklang,
mit hinreißend ausgespielten Passagen, die niemals die Balance zwischen
Orchester und Sängern beeinträchtigen.
Schon mit Dominik Wortigs Steuermann-Lied beginnt die äußerst eindrucksvolle
Vorstellung des bravourösen Hagener Solisten-Ensembles: Andrey Valiguras
braucht einige unsichere Takte, um dann umso überzeugender dem überrumpelten
Daland makellose Stimme zu verleihen. Carola Günthers Mary ist weit entfernt
vom üblichen Gezeter, gibt eine zwielichtige Helferin des Bösen. Der Eric
von Marc Horns besticht durch kraftvoll nuancierten Tenor, ist ein am
Ende erfolgreicher Kämpfer gegen den bösen Ungeist. Dagmar Hesse gibt
eine paralysierte Senta, das willenlose Opfer satanischer Kräfte, stimmlich
ständig präsent, vielleicht mit etwas zuviel Schärfen in den extremen
Höhen.
Ein Glücksfall: der phantastisch diszipliniert ambivalente Holländer,
die Inkarnation des verführenden Bösen, ein wunderbar strömender Bariton
mit dunklen Tiefen und unangestrengten forte-Passagen! Und nicht zu vergessen,
ein hochmotivierter Chor (Leitung Uwe Münch) mit der diffizilen Aufgabe,
sowohl die unbefangen fröhliche Volksmasse als auch die hermetisch-opfergierigen
Satanisten emotional glaubwürdig zu verkörpern.
Walter Perdachers düstere Bühne gibt assoziativen Raum für
das bedrohliche Spiel, spielt mit Räumen und Symbolen.
Man muss es in dieser Deutlichkeit sagen: die bräsig-knötternde Mehrheit
im Hagener Publikum kann sich mit der ungewohnten Perspektive nicht abfinden,
fühlt sich offenbar in ihren althergebrachten Vorstellungen nicht angemessen
bedient, ist für Begeisterung nicht ansprechbar. Es ist an der Zeit, Ersatz
für die lebenslang 75jährigen ins quirlige Haus in der Mitte der Drei-Flüsse-Stadt
zu locken! (frs)
Karten unter (02331) 207 - 32 18 |
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