Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
(Richard Wagner)
3. Juli 2004 (Premiere)


Theater Hagen




Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Mythos dunkler Mächte

Von wegen "Schwärmerei": der besorgte Erik irrt, Senta lebt in totaler Abhängigkeit von einer skrupellosen Sekte. Rainer Friedemann deutet Wagners Erlösungspathos um: es ist der Mythos eines satanischen Opferungsrituals, vor dem Erik die willenlos manipulierte Senta im letzten Moment rettet. Überraschend, zeitgemäß, in den Aktionen zwingend, emotional mitreißend, aber einen tic zu "pädagogisch wertvoll". Das Philharmonische Orchester Hagen präsentiert sich in glänzender Verfassung.

Unter dem Maestro Antony Hermas gelingt ein berauschender Gesamtklang, mit hinreißend ausgespielten Passagen, die niemals die Balance zwischen Orchester und Sängern beeinträchtigen.

Schon mit Dominik Wortigs Steuermann-Lied beginnt die äußerst eindrucksvolle Vorstellung des bravourösen Hagener Solisten-Ensembles: Andrey Valiguras braucht einige unsichere Takte, um dann umso überzeugender dem überrumpelten Daland makellose Stimme zu verleihen. Carola Günthers Mary ist weit entfernt vom üblichen Gezeter, gibt eine zwielichtige Helferin des Bösen. Der Eric von Marc Horns besticht durch kraftvoll nuancierten Tenor, ist ein am Ende erfolgreicher Kämpfer gegen den bösen Ungeist. Dagmar Hesse gibt eine paralysierte Senta, das willenlose Opfer satanischer Kräfte, stimmlich ständig präsent, vielleicht mit etwas zuviel Schärfen in den extremen Höhen.

Ein Glücksfall: der phantastisch diszipliniert ambivalente Holländer, die Inkarnation des verführenden Bösen, ein wunderbar strömender Bariton mit dunklen Tiefen und unangestrengten forte-Passagen! Und nicht zu vergessen, ein hochmotivierter Chor (Leitung Uwe Münch) mit der diffizilen Aufgabe, sowohl die unbefangen fröhliche Volksmasse als auch die hermetisch-opfergierigen Satanisten emotional glaubwürdig zu verkörpern.

Walter Perdachers düstere Bühne gibt assoziativen Raum für das bedrohliche Spiel, spielt mit Räumen und Symbolen.

Man muss es in dieser Deutlichkeit sagen: die bräsig-knötternde Mehrheit im Hagener Publikum kann sich mit der ungewohnten Perspektive nicht abfinden, fühlt sich offenbar in ihren althergebrachten Vorstellungen nicht angemessen bedient, ist für Begeisterung nicht ansprechbar. Es ist an der Zeit, Ersatz für die lebenslang 75jährigen ins quirlige Haus in der Mitte der Drei-Flüsse-Stadt zu locken! (frs)


Karten unter (02331) 207 - 32 18






Fotos: © Stefan Kühle