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Fakten zur Aufführung 

ELEKTRA
(Richard Strauss)
1. Februar 2006
(Premiere: 28.1.06)

Theater Hagen

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Rächerin und Opfer

Hugo von Hofmannsthals Elektra erzählt die Geschichte der Tochter Agamemnons. Als Mädchen wird sie Zeugin des Mordes an ihrem Vater. Von nun an ist es ihr einziges Ansinnen, an ihrer Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Aegisth Rache zu nehmen. Nachdem sie ihren Bruder Orest erfolgreich zum Racheakt getrieben hat, sinkt sie im größten Triumph tot nieder.

Regisseur Rainer Friedemann interpretiert den mythischen Stoff auf einer individual-psychologischen Ebene. Elektra ist Rächerin und Opfer zugleich. Ihr gelingt es, Orest zum Mord an der Mutter und ihrem Liebhaber anzustiften, wird jedoch von dessen blindem Blutrausch niedergestreckt. Chrysothemis wird nicht als indifferente Schwester dargestellt, die auf baldiges Mutterglück hofft, sondern spekuliert als ambitionierter Vamp selbst auf den Königsthron. Der Rächer Orest richtet sich selbst.

Die Bühne (Walter Perdacher) wird durch einen scharfen Riss geteilt. Dieser reflektiert nicht nur die unüberwindbare Kluft zwischen Elektra und ihrer Mutter, sondern auch die innere Zerrissenheit der Protagonisten.

Die Hagener Sänger – ob Gaststars oder Ensemblemitglieder – leisten Außergewöhnliches. Christine Teare gelingt es, mit ihrer wandlungsfähigen Stimme ein komplexes Bild der Elektra zu zeigen, wie man es selten zu hören bekommt. Dabei stellt sie nicht nur die Rachlust eindringlich durch harte Klänge dar - in den Erinnerungspassagen an ihre Kindheit verzaubert sie mit lyrischen Klängen und verleiht ihrer Elektra eine beeindruckende Komplexität. Weniger überzeugen kann Teare allerdings mit ihren über weite Strecken recht statischen Aktionen. Dagmar Hesse stellt die Besonderheiten einer emanzipierten Chrysothemis mit ihren stimmlichen wie schauspielerischen Qualitäten mit Bravour dar. Liane Keegan bietet einen grandiosen Auftritt als Klytämestra. Auch Frank Dolphin Wong weiß mit seinem warmen Bariton als Orest zu überzeugen.

Die Aufführung wird getragen von einem überragenden Orchester unter der Leitung von Antony Hermus.

Am Ende reißt ein laut auf der Bühne herumballernder Orest mit seinem Amoklauf Elektra, einiges Königsvolk und schließlich sich selbst in den Tod. Der Zuschauer erwacht abrupt aus der Illusion eines gelungenen Musiktheaterabends. (sas)


Fotos: © Stefan Kühle