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Erstaunliches ist in Hagen zu erleben:
Carmen auf dem vorgezeichneten Weg der resignativen Todessehnsucht, chancenlos
in einer Welt emotionaler Masken. Werner Hahns Regie setzt auf ein eschatologisches
Konzept, charakterisiert die Figuren als negative Projektionsflächen Carmens,
eher statisch als aktionistisch.
Jürgen Aues geometrische Bühnenarchitektur wirkt ausweglos-bedrängend,
verstärkt in phantasievollem Licht den Kontrast von Leben und Tod.
Marilyn Bennett gelingt eine melancholische Carmen, ihrer eher "warmen"
Stimme angemessen; Byoung-Ho June ist als José ein getrieben unsicherer
boy next door mit angenehmem Timbre, Magdalena Bränland eine "kesse" Micaela,
ebenso unbefangen phrasierend und Gavin Taylors selbstbewusst-siegessicherer
Escamillo verzichtet - konzeptgerecht - auf jegliche vitale Emotionalität.
Das Philharmonische Orchester Hagen versucht unter Antony Hermus diesen
Duktus nachzuvollziehen, hat allerdings - trotz vorzüglicher Momente -
Probleme mit der "Neuentdeckung" alternativer Bizet-Klänge, weitab vom
Ole-Klischee.
Das durchaus emphatische Hagener Publikum tut sich mit innovativen Präsentationen
schwer, wirkt irritiert, versagt aber nicht den angemessenen Applaus -
zaghaft kommt es zu einer Buh-Bravo-Kontoverse. (frs) |
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