|
Bieder
Savoir vivre, esprit, existentielle Emotionen - nix; stattdessen biederes
Herumstehen, routiniertes Als-Ob - Szenen aus dem Leben der deutschen
Kleinbürger (allein in HA-Wehringhausen ist mehr los).
Entsprechend uninspiriert laviert Antony Hermus das Philharmonische Orchester
Hagen durch die gefühlsgeladene Puccini-Partitur: mainstream, ohne zwingende
Gefühle.
Werner Hahns Regie ist konventionell, vermag weder nachdenkenswerte Reflexionen
zu vermitteln und das Mit-Leiden zu evozieren.
Gerd Friedrichs Bühnenbild lebt von einer Show-Treppe und gemalten Prospekten
mit missglücktem Paris-approach: kümmerlich. Man erinnert sich schmerzlich
an Elmar Fuldas widerborstige Bohème vor ein paar Jahren!
Im Ensemble lassen Bernd Valentin als Marcello, Andrey Valiguras als sonorer
Colline und Tanja Schun als vitale Musetta aufhorchen. Angelina Ruzzafantes
Mimi enttäuscht bei ihrer Rückkehr nach Hagen als statische Figur, ohne
differenzierte Gefühle zu vermitteln, dem Rodolfo Byoung-Ho Junes geht
jegliche Faszination ab: zu eng, zu wenig Durchsetzungskraft, zu kurzatmig
- ein Dölfchen!
Das betuliche Hagener Publikum fühlt sich natürlich nicht emotionalisiert,
viele murmeln permanent, verpassen den Applaus für Mimis Arie und reagieren
zufrieden - nichts passiert, so soll es sein! (frs) |
|