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Rainer Friedemanns Regie-Konzept ist
phantastisch: der "Barbier" als eher kammermusikalisches Singspiel mit
Akteuren, die augenzwinkernd ihren egoistischen Erfolg suchen und am Ende
eine eher bestürzte Gruppe von betrogenen Betrügern sind. Nur: der szenische
Ablauf hakt, die Tempiwechsel passieren stockend, die Personenbeziehungen
bleiben aufgesetzt.
Eine zunächst hermetisch wirkende Jalousienwand mit dahintergestellter
mediterran-geschlossener Fassade, aus der Teile ausbrechen, Einblicke
gewähren und Spielräume freigeben, lässt Irritationen zu, charakterisiert
die Personen in ihren phantasievollen Kostümen (Olaf Zombeck) - doch die
Überstrapazierung kalkulierter Effekte (das Gegeneinanderlaufen der Jalousien)
mindert auf Dauer den nachhaltigen Eindruck.
Dazu gelingt es dem Ensemble nicht, Spielwitz zu vermitteln, zumal die
Solisten die für Rossini unabdingbare Zungenfertigkeit vermissen lassen.
Bernd Valentin gibt einen quirligen Barbier, Marilyn Bennett ist eine
selbstbewusste Rosina (weshalb in der Theaterzeitung "Rosina und Almaviva
als glückliches Paar" angezeigt ist, während die Pointe der Hagener Inszenierung
gerade in der Schlussumarmung Rosina/Barbier liegt, bleibt unerfindlich),
doch Dominik Wortig vermag dem Almaviva weder darstellerisch noch stimmlich
Statur zu verleihen, ebenso wie Arnd Gothe als farbloser Bartolo enttäuscht;
auch Jae Jun Lees Basilio beeindruckt mehr durch körperliche Größe als
durch des Basses Urgewalt.
Unter Antony Hermus bietet das Philharmonische Orchester Hagen präzise,
klangsichere Musik, sicher in den Streichern und Bläsern, den assoziationsreichen
Rossini-Sound behutsam vermittelnd.
Die Irritationen über die offenkundigen Koordinierungsprobleme sind im
Publikum unüberhörbar - dennoch, freundlicher Beifall zu einer chaotischen
Applausordnung. (frs) |
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