Kontemplatives Märchen
Eine nachdenklich stimmende „kleine“ Oper für kleine „Philosophen“: Nichts ist mit fetzigem Barock-Pop, nichts ist mit knalligen kindertümlichen Anbiederungen. Carsten Kirchmeier erfindet ein Märchen mit dem finnischen Schneemann, gebaut von Sergio, dem altersweisen Sizilianer, der sich vom Dach seines finnischen Hauses auf den Gipfel des Ätna wünscht. „Herr Schnee“ übernimmt diesen Traum, übersteigert ihn in den Wunsch nach Unsterblichkeit, wandert durch Europa bis nach Sizilien – bis er am Ätna die ihn schützende Wolke als „Frau Schnee“ erkennt – und auf der Suche nach Unsterblichkeit die Liebe findet. Ganz im Sinne Andersens greift das Märchen in die emotionalen Tiefenschichten der Menschen.
Begleitet wird diese strikt umgesetzte Wanderung ins Innere durch eine konzentriert-authentisch aufspielende Kammer-Formation unter Askan Geisler, vermittelt ein Pasticcio ausgewählter Barock-Themen von Purcell, Händel, Rameau, Telemann, Gluck, Monteverdi und Vivaldi – verzichtet dabei weitgehend auf die allbekannten Highlights, vermittelt die situations-angepassten „Affekte“ in musikalischer Konzentration.
Wenige Bühnenelemente schaffen Raum für intensive Assoziationen; Beata Kornatowska setzt auf eine tiefer gelegte Hütte mit Dach, das auch zum Ätna-Gipfel mutiert.
Cornelius Burger ist der tollpatschige Herr Schnee, Christa Platzer die dea ex machina als Frau Schnee, Christiane Bassek und Michael Haag agieren als die eingreifenden Handlungs-Träger: stimmlich adäquat im sicheren Sprechgesang, mit typengerechter Präsenz.
Das Publikum - Kinder mit Eltern und Großeltern – verfolgt die Reise des Herrn Schnee sehr aufmerksam, lässt sich auf kontemplative Stimmung des Geschehens ein - und dankt mit herzlichem Applaus (wenn denn auch der eine oder andere sich mehr „action“ gewünscht hätte). (frs)
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