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Minimalismus, Zwölfton, Polyphonie
im Kammerton: so geht Enjott Schneider - vor allem bekannt als Komponist
der Vilsmayer-Filme - seine 83er Version der "Salome" an. Die Musiker
sitzen um die karg symbolisch möblierte Bühne herum, unterstreichen die
intensive Handlung "akustisch". Kai Tietje leitet umsichtig, gibt die
Klänge von Instrumentengruppe zu Instrumentengruppe fließend weiter.
Regine Hermann artikuliert die Salome vom Sprechen über Rezitativ bis
zum Schrei - äußerst eindrucksvoll agierend; zunächst Gegenpol zum geschäftigen
Umfeld, endlich im (Liebes-)Wahn endend. Erin Caves gibt einen stimmsicheren
geilen Herodes und Richetta Manager überzeugt vor allem mit einem elegischen
Lamento, mit dem Enjott Schneider die Oper enden lässt.
Die sensible Regie Carolyn Sittigs setzt auf Kontraste von Ensemblespiel
und intensiver Körperlichkeit der Solisten; sie verzichtet auf den realistischen
"Kopf des Jochanaan"; Regine Hermann spielt vielmehr mit einem zum Bündel
gefalteten roten Schleier, mit dem sie zuvor Herodes erregt hat.
Musiker, ein Mondsymbol, ein Alarm-Lautsprecher (aus dem Jochanaans Sprech-Stimme
tönt) bestimmen die Bühne Jean Flammangs.
Wenige, aber intensiv mitgehende Zuschauer im Kleinen Haus des Musiktheaters
im Revier applaudieren heftig - und haben anschließend Gelegenheit zum
Gespräch mit Dramaturgen, Komponist und Hauptdarstellerin: Ein reflexionsanregender
Abend! (frs) |
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