Perlen des Gesangs
Dem Gelsenkirchener Publikum geht’s wie immer zumeist bei den konzertanten Aufführen der Perlenfischer: von Skepsis über blasses Erstaunen ob der Melodien-Kraft bis zu jubelnder Begeisterung. Im MiR wird konsequent „konzertant im Frack“ gesungen – dabei können schon winzige Gesten die Schönheit der Musik durch menschliche Emotionen bereichern.
Bernhard Stengel wird der vorsichtig exotisch nuancierten Musik Bizets mit der gut aufgelegten Neuen Philharmonie Westfalen zuverlässig gerecht. Es gelingt die schmale Gratwanderung zwischen eingängiger Melodik und dramatischen Intervallen.
Das vierköpfige Ensemble vermittelt das exotisch bittersüße Liebesdrama in hinreißender Intensität. Claudia Braun brilliert als liebende Priesterin Leila, silberhell im Timbre, virtuos in den komplizierten Klangstrukturen; Sergio Blazquez intoniert mit seinem leicht verschütteten französisch orientierten Tenor einen ambivalenten Nadir, während Günter Papendells Zurga durch kernige Struktur beeindruckt – beide zusammen faszinieren im ausgewogenen Duett; Nicolai Karnolsky gibt den Nourabad mit stupender Stimmkraft. Chor und Extrachor des Musiktheaters im Revier vermitteln kollektiven Wohlklang (Leitung Nandor Ronay), interpretieren aber auch die Eruptionen der aufgebrachten Fischer mit großer Leidenschaft.
Der hoch gelungene Abend bestätigt die Emotionen auslösende Kraft der Musik; dem MiR ist großer Dank geschuldet für das nicht selbstverständliche Unterfangen, Perlen des Gesangs pur zu zelebrieren. (frs)
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