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Gefühlsverwirrungen
Die Gelsenkirchener Inszenierung von Mozarts zweiter Buffa-Oper "La Finta
Giardiniera" ist ein Musterbeispiel für penibelst genaue Personenführung:
Nie hat man das Gefühl, dass die Figuren einfach nur anwesend sind; jeder
Auftritt ist von Regisseurin Gabriele Rech bis ins letzte Detail durchdacht.
Gerade im ersten Akt stehen dabei komische Elemente im Vordergrund, die
auch durchaus beim Publikum ihre Wirkung zeigen.
Hermann Feuchters Bühnenbild macht dabei den Prozess mit, den die Oper
durchläuft: Was in allgemeiner Heiterkeit in einem strahlend weißen Gartenpavillon
beginnt, endet mit dem Wahnsinn Violantes und Belfiores (letztlich aber
mit Gefühlsverwirrungen aller Figuren) in einer regelrechten Urwaldlandschaft.
Nach und nach fällt immer mehr grünes Baumwerk ins Bühnenbild ein, Pflanzen
sprießen immer weiter in die Höhe - eigentlich eine sehr platte Metapher,
doch zum Regiekonzept mehr als passend. Ein Clou gelingt der Regie im
letzten Akt: dort, wo die Verwirrungen am größten sind, wird
plötzlich nicht mehr deutsch, sondern italienisch gesungen!
Das Sängerensemble bietet eine solide Leistung ohne besondere Glanzlichter:
Am meisten überzeugt Claudia Braun als Sandrina und Violante mit durchdringendem,
aber stets lyrisch bleibendem Sopran; Graf Belfiore wird durch einen spielfreudigen
Mark Adler verkörpert, stimmlich bisweilen ein wenig zurückhaltend; eine
wahre schauspielerische Energieleistung zeigt Erin Caves als Amtshauptmann
Don Anchise; Regine Hermanns Arminda überzeugt durch eine klare, präsente
Stimme; der verlassene, ständig sich am Rande des Suizids befindende Ritter
Ramiro ist mit Marie-Belle Sandis gut besetzt; Elise Kaufman als Serpetta
und Nyle P. Wolfe als Nardo bleiben hingegen eher blass.
Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Samuel Bächli begleitet
die Sänger dezent, von Zeit zu Zeit fehlen aber die notwendigen dynamischen
Steigerungen. Nebenbei bemerkt: Dass die sich nicht in Aktion befindlichen
Musiker für alle sichtbar den leicht erhöhten Orchstergraben seitlich
verlassen müssen, gibt schon ein etwas merkwürdiges Bild ab.
Das Publikum bedankt sich mit höflichem Beifall bei allen Beteiligten,
übermäßige Begeisterung oder gar kontroverse Buh-Rufe kommen allerdings
nicht auf. (cd) |
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