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Erotisches Kammerspiel
Im atmosphärisch dichten, aber kleinräumigen Freiberger Theater entscheidet
sich Bettina Giese für eine Carmen als Brennpunkt im erotischen Spiel
- und das gelingt vortrefflich, lässt allen Darstellern die Chance für
intensives Spiel. Das gelingt den Choristinnen, es scheitern die comprimarii.
Tilo Staudte stellt drei Stufensegmente auf die Bühne - sie wirken wie
Relikte aus der maurischen Zeit, für Andalusien historisch beziehungsreich.
Die Mittelsächsische Philharmonie lässt aus dem kleinen Orchestergraben
intensive Klänge hören. Jan Michael Horstmann betont die innere Dramatik,
gestaltet einen emotional-aufgeladenen Bizet.
Mit Kathleen Glose ist eine Carmen zu erleben, die ihren eigenen Charakter
entwickelt, weitab von allen Folklore-Klischees, dafür unbefangen die
erträumte Liebe suchend, und das mit einem höchst ausdrucksstarken Mezzo.
Uta Simones Micaela ist eine selbstbewusste Navarresin mit hellem, sicherem
Sopran. Angelo Raciti wird mit den dramatischen Lyrismen Joses mit hörbarer
Anstrengung vor allem in den Höhen fertig, zeichnet dennoch das glaubhafte
Porträt eines erotisch Suchenden. Erwähnenswert der erfrischend gekonnte
Auftritt des Freiberger Knabenchores als Kinder-Soldaten.
Im traditionsreichen Freiberger Theater - das älteste Stadttheater Deutschlands
seit 215 Jahren, jetzt mit Döbeln das Mittelsächsische Theater - gibt
es ein ebenso traditionsbewusstes Publikum, das wie selbstverständlich
ohne exzentrische Erwartungen die Angebote "seines" Theaters annimmt und
sich vertrauensvoll auf engagiertes Theater einlässt - und aufmerksam
schaut und lauscht und den Opernabend als highlight im Lebensablauf erlebt.
(frs)
Karten unter (03731) 35 82 0 |
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