Die Güte siegt
Seit zehn Jahren gibt es das Papageno-Musiktheater im Frankfurter Palmengarten, seit 2002 in einem malerisch funktionalen Zelt. Gespielt wird fast täglich am Nachmittag Musiktheater für Kinder, am Abend „Opernschauspiel“ für Erwachsene – in dieser Spielzeit u.a. Hoffmann, Rigoletto, Gianni Schicchi. An Rhein-Main ist Papageno eine Institution.
Hans-Dieter Maienburg, der Prinzipal, hat Grimms Märchen nach einer Dramatisierung von Heinz Wunderlich mit Musik nach Edvard Grieg bearbeitet – und herausgekommen ist ein musikalisches Märchen, das Kindersehnsüchte erfüllt.
Irina Fundiler (Piano) und Cornelius Jensen (Violine) variieren melodische Elemente der Peer-Gynt-Suiten, wechseln auch schon mal zu behutsamen Pop-Zitaten, vermitteln die atmosphärischen Stimmungen der wechselnden Szenen. Reinhold Glembotzki hat die musikalischen Elemente kompiliert.
Luzia Gossmann baut eine eindeutig verstehbare Bühne mit angedeutetem Teich, Zwergenhöhle und Mädchen-Wohnung, steckt die Handelnden in für Kinder nachvollziehbare Kostüme. Volltreffer: Der Bär als ein schwarzer, schon älterer „Knut“, der die Herzen der Kinder gewinnt. Die „Schätze“ allerdings wirken wie überfällige Plastiktüten aus der Kleinmarkthalle – da hätte schon etwas mehr Illusion sein können.
Hans-Dieter Maienschein inszeniert kindgemäß – Zielgruppe ab 4 Jahre! – aber nicht platt kindertümlich. Und so agieren auch die fröhlichen Protagonisten:
Natalie Raggi und Semira Samar als kokett-unbefangene Schwestern, Simone Greiss als verständnisvolle Mutter, Sebastian Huther als giftiger Zwerg, Sven Marko Schmidt als kuscheliger Bär und liebevoller Prinz. Gesungen wird frisch von der Leber, ohne artifizielle Virtuosität.
Für das aufmerksam lauschende und beobachtende, zum Teil hingebungsvoll kommentierende, kindliche Publikum werden Märchen wahr – und auch einige ältere Herrschaften entdecken offenbar ihre Kindheit wieder. Und die Botschaft kommt an: Die Güte siegt! Wie schön, wie märchenhaft. (frs)
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