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DER MORBIDE CHARME DES HOFFNUNGSLOSEN
Anselm Weber, der hochkompetente und
einfallsreiche Regisseur des Ereignisses auf der Aalto-Bühne, sieht in
Lohengrin die Verbindung des Heiligen mit dem Profanen, der quasi veni
generis den Bonus des unbedingten Vertrauens genießt. In der Tat geriert
sich Webers Lohengrin im Spiel als heiligmäßig, doch scheitert er - woran?
An der hoffnungslosen Realität (Raimund Bauer stellt ein zerstörtes Wohnhaus
auf die Bühne, die Menschen sind verletzt wie nach einer Seuche) oder
an den mystischen Mächten der Ortrud? Der Zuschauer hat die Wahl der Lesart,
wie es bei einem "offenen Kunstwerk" möglich ist: Da stehen zwei Lösungsmöglichkeiten
gegeneinander: der an die alten Mythen (Ortrud) gebundene "Revolutionär"
Telramund und der Heilsbringer. Das Volk, der König und auch Elsa vertrauen
dem Unbekannten, enden jedoch alle im Versagen.
Zu dieser diskussionswürdigen Inszenierung mit detaillierter Personendramaturgie
treibt Stefan Soltesz das Orchester der Aalto-Oper vom feinziselierten
Vorspiel zu den pathetischen Ausbrüchen der Finale mit enormer Energie
und dem absoluten Ziel der Klangeffekte - das gelingt mit geradezu atemberaubender
Verve (wenn auch ein dritter Weg, Wagner heute zu spielen - zwischen Kammerton
und dröhnendem Pathos - nicht gefunden wurde).
Das Ensemble demonstrierte hinreißend, was Sängern darstellerisch und
stimmlich möglich ist: Karl-Heinz Lehner ein klarer Bariton, Claudio Otelli
ein kunstvoll "röhrender" Telramund, Jeffrey Dowd ein Lohengrin voller
Hingabe, sehr lyrisch; Martina Serafins Elsa vermied alle schwächelnden
Attitüden und überzeugte durch lyrische piani und kräftige Höhen; die
Ortrud Ildiko Szönyis überzeugt durch einen facettenreichen Mezzo - das
gesamte Ensemble spielt ungemein überzeugend!
Im Publikum die obligaten Krakehler gegen eine differenziert-aktuelle
Regie und die ebenso unkritisch gröhlenden Soltesz-Enthusiasten, insgesamt:
Jubelstimmung! (frs)
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