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ANGST
Patrick Ringborg gelingt es mit den
Essener Philharmonikern, die Abgründe in Webers pseudo-romantisch-deutscher
Musik hörbar werden zu lassen: stupende Langsamkeit wechselt mit hohem
Tempo, melancholische Passagen werden durch brausende Tutti abgelöst,
emotionale Regungen stehen gegen ironische Distanz.
Als Sänger-Darsteller überzeugen Thomas Piffka als angstgepeinigter Max,
ohne auf die Demonstration seines prächtig-klangintensiven Tenors zu verzichten;
und Karl-Heinz Lehner, der einen nie erlebten Kaspar cool auf die Bühne
bringt und mit seinen Arien ungewöhnliche Ausstrahlung erreicht! Dagegen
wirkt die Agathe der wunderbar phrasierenden Daniella Halbwachs eher statisch
und das Ännchen Zsuzsanna Bezsinkas bleibt in der karikierenden Dienstmagdattitüde
eher eindimensional, kann während der drei Stunden ihre Intonationsprobleme
nicht bewältigen.
Die Inszenierungsidee des Regisseurs Michael Schulz gerät zur intellktualisierenden
szenischen Umsetzung: die gesellschaftliche Angstsituation bleibt permanent
registrierbar, wird in zahllosen Einzel-"Einstellungen" quasi filmgerecht
präsent, gewinnt aber durch Beharren auf ausführliche Dialogpassagen und
demonstrative Distanz nicht zur abendfüllenden Faszination.
Das spröde Bühnenbild Dirk Beckers hat an diesem de-emotionalisierenden
Effekt einen nicht geringen Anteil: der Verzicht auf "Natur" findet kein
Äquivalent in abstrakten Räumen.
In erschreckender Erinnerung bleibt eine wabernde Masse von Kids im Publikum,
die schon in Heinz-Erhard-Filmen allesamt als Ekelpakete besetzt worden
wären. Gibt's in Essen keine Pädagogen, die solche Ignoranten entweder
entsprechend vorbereiten oder sie der Oper fernhalten können? (frs)
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