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Fakten zur Aufführung 

DER FREISCHÜTZ
(Carl Maria von Weber)
20. Juni 2002

Aalto-Theater (Essen)

Points of Honor                      

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ANGST

Patrick Ringborg gelingt es mit den Essener Philharmonikern, die Abgründe in Webers pseudo-romantisch-deutscher Musik hörbar werden zu lassen: stupende Langsamkeit wechselt mit hohem Tempo, melancholische Passagen werden durch brausende Tutti abgelöst, emotionale Regungen stehen gegen ironische Distanz.

Als Sänger-Darsteller überzeugen Thomas Piffka als angstgepeinigter Max, ohne auf die Demonstration seines prächtig-klangintensiven Tenors zu verzichten; und Karl-Heinz Lehner, der einen nie erlebten Kaspar cool auf die Bühne bringt und mit seinen Arien ungewöhnliche Ausstrahlung erreicht! Dagegen wirkt die Agathe der wunderbar phrasierenden Daniella Halbwachs eher statisch und das Ännchen Zsuzsanna Bezsinkas bleibt in der karikierenden Dienstmagdattitüde eher eindimensional, kann während der drei Stunden ihre Intonationsprobleme nicht bewältigen.

Die Inszenierungsidee des Regisseurs Michael Schulz gerät zur intellktualisierenden szenischen Umsetzung: die gesellschaftliche Angstsituation bleibt permanent registrierbar, wird in zahllosen Einzel-"Einstellungen" quasi filmgerecht präsent, gewinnt aber durch Beharren auf ausführliche Dialogpassagen und demonstrative Distanz nicht zur abendfüllenden Faszination.

Das spröde Bühnenbild Dirk Beckers hat an diesem de-emotionalisierenden Effekt einen nicht geringen Anteil: der Verzicht auf "Natur" findet kein Äquivalent in abstrakten Räumen.

In erschreckender Erinnerung bleibt eine wabernde Masse von Kids im Publikum, die schon in Heinz-Erhard-Filmen allesamt als Ekelpakete besetzt worden wären. Gibt's in Essen keine Pädagogen, die solche Ignoranten entweder entsprechend vorbereiten oder sie der Oper fernhalten können? (frs)