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Zeitlos
Es ist schon faszinierend zu beobachten, wie "Die Frau ohne Schatten",
die bereits vor sechs Jahren in Essen Premiere feierte, das Publikum immer
noch in ihren Bann ziehen kann. Geradezu elektrisiert schien das Publikum
im restlos ausverkauften Aalto-Theater, feierte Stefan Soltesz und sein
Orchester schon vor Beginn des zweiten und dritten Aufzuges und ließ am
Schluss einen regelrechten Beifallsorkan auf alle Akteure herabstürmen.
Von Vorteil für die Beteiligten ist dabei sicherlich, dass Stauss' grandioses
Werk in Essen zwar immer wieder mal, aber dennoch nicht übertrieben häufig
auf den Spielplänen auftaucht (in der kommenden Spielzeit steht das Werk
leider nicht im Programm). Zudem haben sich die Essener Philharmoniker
in den letzten Jahren unter Soltesz' Leitung weiterentwickelt: ein großer
Pluspunkt für diese Repertoire-Aufführung. Die Qualitäten der Partitur
werden meisterhaft herausgekitzelt, Effekte in eindrucksvoller Weise ausgekostet.
Ein wahrer Hörgenuss!
Zur musikalischen Extraklasse trug auch das Sängerensemble bei: Feinfühlig
in der Darstellung Susan Anthony als Kaiserin, Luana DeVol gibt eine Färberin
mit betörender Ausdruckskraft, Ildiko Szönyis Amme fesselt durch den Farbenreichtum
ihrer Stimme, Franz Grundheber bekommt den meisten Beifall des Abends
für seine bezaubernde Rollendarbietung des Färbers, Jeffrey Dowd schließlich
ist ein wohlklingender Kaiser, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten in
den hohen Tenorlagen.
Fred Berndts Inszenierung und Bühnenbild geben wenig Anlass zur Diskussion:
Erstaunlich zeitlos ist sein Regiekonzept, das wohl auch in zehn Jahren
noch umsetzbar sein wird. Die Reduktion auf einige wesentliche Elemente
ist der Rezeption der Musik dabei sicherlich dienlich, macht die Aufführung
selbst aber auch weniger interessant. Dennoch: Ein großartiger Aalto-Abend!
(cd)
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