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THEATER-SCHACH
Wie auf einem Schachbrett aufgestellt
durchschreiten in Johannes Schaafs Inszenierung die Figuren die Stadien
eines Experiments als faszinierende Momentaufnahmen eines ganzen Lebens.
Diese Regieauffassung ist durchaus naheliegend, denn mit dem Philosophen
Don Alfonso besitzt das Stück einen Fädenzieher wie er im Buche steht.
Von der Bühnenbildnerin Kathrin-Susann Brose wurde diese Idee aufgenommen
und als einzig stetiges Bühnenelement ein Boden mit Schachbrettmuster
installiert.
Vor der Kulisse eines Neapels der Gegenwart beginnt das Stück noch als
weitgehend konventionell in Szene gesetzte Opernkomödie. Dann jedoch,
nach dem vermeintlichen Abschied von Ferrando und Guglielmo, verwandelt
sich der Schauplatz in eine künstlich anmutende Szenerie mit grellen Farbtönen
- der Beginn einer Tragödie, die mit dem komödienhaften Anfang scheinbar
nicht mehr viel zu tun hat. Die Künstlichkeit steigert sich noch zu Beginn
des zweiten Aktes. Eine von den Figuren vorgeführte Imitation des barocken
Theaters lässt die Handlung in immer weitere Ferne rücken. Doch am Schluss
sehen wir uns wieder in die Realität zurückversetzt - dem Happy End steht
nichts mehr im Wege.
Mit Bravur meisterten die Darsteller ihre auferlegte Bürde, in einem Schachspiel
mitzuwirken. Sängerisch agierten alle auf einem erstaunlich hohen Niveau.
Michaela Kaune (Fiordiligi) und Gritt Gnauck (Dorabella) überzeugten ebenso
wie Almas Svilpa (Guglielmo) und Markus Schäfer (Ferrando). Renato Girolami
bot einen souveränen Don Alfonso. Und auch spielerisch wurde das Regiekonzept
einwandfrei umgesetzt, allen voran Silvia Colombini als Despina, die mit
ihrer frischen Art eine perfekte Buffo-Rolle verkörperte.
Ein Kompliment gilt dem musikalischen Leiter Christoph Campestrini, der
die Essener Philharmoniker zu einer äußerst transparenten musikalischen
Darbietung führte. Sogar die Rezitative, die von Rasmus Baumann mit dem
Hammerklavier begleitet wurden, waren musikalisch interessanter als man
weitestgehend gewohnt ist.
Das Publikum war letztendlich zufrieden, wenn auch überschwängliche Jubelrufe
ausblieben. (cd)
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