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Fakten zur Aufführung 

CENTURY OF SONG:
LAURIE ANDERSON, STEVE NIEVE

19. September 2006

RuhrTriennale
Lichtburg Essen

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Sidemen & Heads

Zum letzten Konzert der Century of Song-Reihe erwarteten die Allround- Künstlerin Laurie Anderson und der Pianist und Sänger Steve Nieve ihr Publikum in der Essener Lichtburg.

Den ersten Teil des Abends bestritt Steve Nieve. Angekündigt wurde er als „Sideman“: einem Musiker, der nicht als Kopf einer Band im Rampenlicht steht, sondern im Hintergrund für das Gelingen eines Songs seinen Beitrag leistet. Das war Nieve 20 Jahre lang für Elvis Costello, der seinerseits schon bei der RuhrTriennale aufgetreten ist. Nun wollte Nieve auch seine Fähigkeiten als Sänger und Songwriter demonstrieren. Als letzterer war er zweifelos überzeugender: melancholische Stimmung, nachdenkliche Texte, vor allem aber: stimmige Arrangements mit den Sidemen des Abends – Greg Cohen wie immer souverän am Bass, Kenny Wolleson sich einmal mehr selbst übertreffend am Schlagzeug, Victor Segal rhythmisch und klanglich versiert am Cello und Julian Siegal gekonnt an Saxophon und Klarinette.

Die Songauswahl war insgesamt etwas gedrückt, die Zuhörer reagierten dankbar auf die wenigen schnellen und etwas leichter klingenden Stücke. Jedes einzelne Lied war aber durchaus hörenswert. Als Sänger konnte Nieve jedoch überhaupt nicht mitreißen. Zu zaghaft war seine oft in Anspruch genommene Kopfstimme, zu bemüht klangen seine Versuche, der Stimme Ausdruckskraft zu verleihen.

Dann kam Laurie Anderson, Vorreiterin der Verbindung von Videokunst und Pop. Statt eine Kopfstimme zu präsentieren brachte sie mit ihren intelligenten Texten eher die Köpfe des Publikums zum Schwingen. Video-Projektionen gab es zwar keine, dafür aber umso mehr elektronischen Klänge, die Anderson mal illustrierend, mal als eigenständiges Instrument einsetzte. Genauso variantenreich nutzte sie ihre Stimme. Der hörte man die lange Bühnenkarriere an: etwas verbraucht, aber dafür expressiv. Meisterhaft sorgte sie für schnelle Übergänge zwischen den Stücken. Auf Dauer ähnelte sich die Stimmung der Songs jedoch zu sehr – es gab ein paar Längen.

Der Höhepunkt ihres Programms kam gleich am Anfang, als sie eine eigenwillige Fassung von „Hänsel und Gretel“ auf deutsch vortrug. Es war bemerkenswert, wie sich die Künstlerin auf ihre Zuhörerschaft einließ und mit welcher Abgeklärtheit sie die sprachlichen Klippen umschiffte. Die Sidemen mussten sich bei Andersons Bühnenpräsens erst ihren Platz erkämpfen. Doch Julian Siegel lieferte ein paar exzellente Soli und Kenny Wolleson hämmerte so virtuos auf sein Schlagzeug, dass er der Sängerin ein „just wonderful“ entlockte. Auch das Publikum war mit dem Abend insgesamt zufrieden und spendete reichlich Beifall. (frs)


Fotos: © Helge Thelen