Points of Honor |
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Märchenhaft
Im Vorhangspalt ist als Prolog eine Mini-Puppenbühne zu sehen, nach der
Ouvertüre öffnet sich der Blick auf eine große Puppenbühne mit zwei riesigen
Naturgöttern als flankierende Säulen mit einer naiven ambivalent gut/bösen
Natur dazwischen: das Bild der Märchen und der Volksbücher des 17. Jahrhunderts
wird lebendig. John Ottos Bühnenbild variiert diesen faszinierenden approach
brillant.
Dementsprechend orientiert sich Marcel Sijms phantasievolle Inszenierung
an den historischen Vorgaben des Volksglaubens: Samiel und Eremit als
gespiegelter böser und guter Engel; "das Volks" freundlich und wild wie
der österreichische Krampus; Agathe und Max unter dem nicht zu beeinflussenden
Diktat der "Natur", Kaspar wird am Ende verziehen - die Natur übt ihre
Gerechtigkeit.
In den entsprechend naiven Kostümen von George Souglides fühlen sich fulminant
aktiver Chor (Robbert van Steijn) und ein aufgekratztes Solisten-Ensemble
sichtlich wohl und lassen ein Feuerwerk der Märchen- und Volksbüchertradition
los - ganz im Sinne Webers und der ambivalenten Möchte der Romantik. Christiane
Libor glänzt als ungemein klangreine Agathe; Machteld Baumans gibt ein
stimmlich perfekt-munteres Ännchen; Arnold Bezuyen gibt mit seiner sängerischen
power einen heldentenoralen Max par excellence, Thomas Jesatho lässt mit
seinem Bariton einen durchaus ambivalenten Kaspar kraftvoll hören - und
die "kleinen Rollen" sind allesamt hochkompetent besetzt!
Das Orkest van het Oosten steigert sich unter dem wunderbar aufmerksamen
Ed Spanjaard zu einem kongenialen Weber-Klang - romantisch gebrochen,
voller authentischem Gefühl, aber auch das Verstörende emotional zum Klingen
bringend.
Bereits beim Öffnen des Vorhangs erhebt sich das Auditorium in der Enscheder
Schouwburg; der ideologieferne Zugriff auf historische Authentizität mit
optischen Assoziationsmöglichkeiten, engagiertem Spiel, hochmotivierten
Sängern und ausdrucksstarker Musik beglückt ein aufgeschlossenes Publikum!
(frs) |
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Foto: © Hermann und Clärchen Baus
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