Ironie
1769, die große Zeit der Opera Seria; Florian Gassmann ironisiert auf Texte des wichtigen Librettisten Ranieri de’Calzabigi (u.a. Glucks Orfeo) die alles beherrschende Gattung der Zeit – so wie später Donizetti mit Viva la Mamma oder Richard Strauss mit seiner Ariadne. Laurence Dale inszeniert für die Nationale Reisopera mit viel Sinn für verdeckte Ironie, vermeidet zwar verdienstvollerweise jeglichen Comedy-Klamauk, doch gelingt nicht der theatrale Sprung in die schöpferische Spontaneität.
Die fast monumentale Bühne eines machtvollen Opern-Foyers von Yannis Thavoris wirkt kontrastierend zum ironischen Spiel, lässt aber keine Heiterkeit aufkommen.
Das Combattimento Consort Amsterdam beweist unter Jan Willem de Vriend seine Kompetenz in Sachen Barockmusik, doch fehlt bei allem zurückhaltenden Schönklang die Faszinationskraft emotional vermittelter Musik.
Gleiches gilt für das Sänger-Ensemble: Jean-Philippe Marlière, Maarten Koningsberger und Benoit Benichou, aber auch Sally Silver, Johannette Zomer und Henrike Jacob so wie alle Ensemble-Mitglieder beeindrucken durch schönen, aber eher deklamatorischen Gesang – bei aller gelungenen Ironie (was ja ohnehin schon eine komplizierte kommunikative Figur ist!) fehlt aber der „Ausdruck von Seelenkräften“.
Das Eindhovener Publikum braucht eine gewisse Zeit, um sich in dem gewählten Duktus zurechtzufinden, hat dann aber hörbar Freude an dem – tja: anspruchsvollen – Spiel. (frs)
|