|
Zwangssituationen
Die karge Bühne von Gideon Davey - die trostlose Unterwelt zerstörter
Großindustrie - macht klar: wenn kleinbürgerliche Moralvorstellungen auf
existenzielle Probleme treffen, ist es Schluss mit der Hoffnung auf ein
besseres Leben.
Mike Ashman inszeniert das Sozialdrama als Zusammenspiel verlorener Existenzen,
es gelingt die Verlagerung des böhmischen Dramas in eine brennend-aktuellere
Situation - obwohl der South Wales approach mit dem religiösen Hintergrund
des Janacek-Dramas kollidiert, doch Wirklichkeit wird erkennbar.
Den Solisten der Opera Zuid gelingt es - trotz konventioneller Personenführung
- seelische Kräfte zu vermitteln: Adrian Thompson gibt den unbegriffenen
looser, stimmlich prägnant, Alan Okes Steva verbleibt auch sängerisch
in der Rolle des lower class Machos, Carol Yahrs Küsterin hat Intonationsprobleme,
Motivationen und Entwicklungen bleiben - wohl regiebedingt - diffus. Die
Jenufa erhält durch verhalten agierende und phrasierende Anne Williams-King
anrührende Dimensionen. Ed Spanjaard mit dem routiniert musizierenden
Limburgs Symphonic Orkest geht mit Janaceks empörten Eruptionen eher vorsichtig
um; rhythmisch betont, in den "lyrischen" Passagen fast einschmeichelnd,
aber ohne die auftrumpfenden Brüche der expressiven Musik Janaceks, die
epochale Wirkung hatte.
In der sparsam mit Opern versorgten Eindhovens Stadsschouwburg, mit der
wenig animierenden Stadthallenatmosphäre und einer miserablen Akustik,
verfolgt ein kompetentes Publikum (der Saal ist halbgefüllt) das Geschehen
hochkonzentriert - allerdings: was wäre, wenn es in einer niederländischen
Metropole keine 300 Vrienden van de Opera geben würde? Unvorstellbar!
(frs) |
|