Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

HÄNSEL UND GRETEL
(Engelbert Humperdinck)
29. März 2007

Nationale Reisopera
(Parktheater Eindhoven)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 

zurück       Leserbrief

Mitleid mit den Kindern

Armut, Gefahren, Zwänge, Hoffnungen, Hilflosigkeit, unverstehbare Mächte - Kinder erleben unbegriffen-unschuldig Schreckliches. Humperdincks Hänsel und Gretel ist in der beklemmenden Inszenierung von Richard Jones weitab von jedem naiven Märchen - wirkt bedrängend im Verhalten der Kinder und ihrer Umwelt, entdeckt verschüttete morbide Schichten in Humperdincks Werk, die hochsensibel-artifiziell auf aktuelle Bedrohungen kindlichen Lebens verweisen.

John MacFarlanes Bühne evoziert mit düster-klaustrophoben Räumen dieses atemraubende Mit-Leiden. Dazu nutzt er bildliche Möglichkeiten von Richter, den Surrealismus und der konkreten Kunst – nicht aufgesetzt, sondern tief empfunden, intensiv wirkend.

Guido Johannes Rumstadt vermeidet mit der großartigen Holland Symfonia jeglichen Anklang an wagner-epigonalen symphonischen Schwulst. Humperdincks vielschichtige Partitur ist einer intensiven Suche nach den Grenzen der Harmonien unterzogen worden. In der Aufführung fasziniert die detaillierte instrumentale Umsetzung mit ergreifenden neuen emotionalisierenden Momenten.

Im Mittelpunkt des Mit-Leidens stehen Nerys Jones und Mary Hegarty als unbegriffen-leidende Hänsel und Gretel: darstellerisch distanziert-kontrolliert, sängerisch mit einem permanent tragischen Unterton. Thomas Möwes als trunken-liebenswürdig materiell orientierter Vater und Frances McCafferty als strafend-bewahrende Mutter verbreiten stimmliche Ambivalenz. Nigel Robsons machtbesessene Hexe beeindruckt vor allem mit brachial-gewalttätigem Spiel, lässt sich stimmlich zu bizarren Eskapaden hinreißen. Machteld Baumans verleiht Sandmännchen und Taumännchen nicht nur stimmlichen Liebreiz.

In der – auch akustisch – erneuerten Eindhovener Schouwburg, jetzt Parktheater, verbreitet sich schon mit der akzentuierten Ouvertüre vor einem Vorhang mit leerem Teller eine Atmospäre tiefer Beklommenheit. Zur Pause eine lange Phase intensiven Nach-Denkens. Ein sensibles Publikum hat die „Botschaft“ angenommen. Standing ovations am Schluss. Die Übernahme der Welsh und Chicago Opera wird zum sensationellen Erfolg für die bewundernswerte Nationale Reisopera (immerhin elf Vorstellungen in elf verschiedenen Städten!). (frs)


Foto: Hermann und Clärchen Baus