Dem Ingeniör ist nichts zu schwör
Warum Christopher Alden die industrietechnisch brutale Bühne von Paul Steinberg nur im ersten Teil des clash of civilizations handlungsorientiert aufnimmt, um dann eine pseudo-psychologisierende Deutung anzubieten – das bleibt wohl sein kreatives Geheimnis. Dabei ist der Bulldozer doch ein imaginierendes Bild für eine Welt, die eben nicht durch religiöse Differenzen zerstört wird, als vielmehr durch technokratische Dominanz – der Ingeniör und die Bauleiterin zeigen brachial, wo es denn langgeht.
Emmanuel di Villarosa singt den zwiespältigen Ismaele mit sehr viel Ausdruck, beherrscht emotionale Höhen und eine weich-strömende Mittellage nachhaltig, macht innere Konflikte ergreifend hörbar.
Christoph Schulte im Walde hat anlässlich der Premiere die Qualität von Musik und Gesang angemessen gewürdigt (vgl. hier) – sowie die Publikums-Reaktionen vermittelt.
Doch ist die Premiere eine Sache, nachfolgende Aufführungen eine andere: Offenbar war das Publikum über die ungewohnten Bilder informiert und nicht mehr zu überraschen, verlegte sich vielmehr auf das Akzeptieren des Bühnenhandelns – und das hingebungsvolle Goutieren der Verdi-Musik durch die großartig aufspielenden Duisburger Philharmoniker unter John Fiore und den stupenden Gesang! (frs)
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