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Kommunikations-Etüden
Toll, was eine engagierte Gruppe jugendlicher Theater-Affizierter unter konzentrierter Leitung hervorbringen kann! Alev Kayabas, Alinda Bilo, Anne Kaufmann, Gitti Grewe, Lea Bordasch, Sabrina Repic, Svenja Neumann, Virginie Nyandwi, Björn Lastillano und John Snowley agieren frei-selbstbewusst, intonieren Sprache in exaltiert-kontrolliertem Duktus.
Und die korrespondieren in einer Vielfalt kleiner Szenen mit den musikalischen Vorgaben Stäblers und Shims: gemixte Zitate bekannter Klassik-Themen, Naturtöne in geheimnisvollem Rauschen, unartiulierte Töne vom Band, Piano-Passagen (Seonkyung Kim) und in dunklem Raum anschwellende Geräusche.
Nach der Konzeption der Inszenatoren geht es um „futuristisches Theater“: synthetisch und atechnisch. Ein Dogma ist die alogische Autonomie, dynamisch und simultan. In den kurzen Szenen werden diese Prinzipien in Szene, Bewegungen, Sprache und Klang konkret. Es geht – aus der Rezipienten-Perspektive! – um essentielle Kommunikation, die sich in zwischenmenschlicher Dissonanz und Gefährdung symbolisch realisiert. Bezogen ist diese Abfolge formal-klanglicher „Minidramen“ den Futuristen verpflichtet, greift avantgardistische Ansätze von Darla und Fluxus, aber auch von Artaud, poor theatre, Appia, Brecht sowie populäre Inszenierungsformen auf – wie z.B. die Blockfahne der Stadion-Fans.
So gesehen ergibt sich ein unterhaltsam-nachdenkliches Kaleidoskop von Kommunikations-Etüden. „Irritainment“ nennt das Stäbler. Einblicke in gesellschaftlich präformierte individuelle Bedrängnisse werden spürbar.
Im Foyer des ehemaligen 3. Rangs des Duisburger Hauses goutiert ein vornehmlich junges Publikum die darstellerisch-kommunikativen Bemühungen des Theaterclubs „Spieltrieb“ mit großem Interesse, viel Applaus – und irritierter Verunsicherung. Die Zukunft des Theaters? Wohl nicht, aber adaptierte Ansätze zu neuen integrierbaren Formen. (frs)
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