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MELODRAMATISCH
Musikologisch ist unter einem Melodram
die Verbindung von gesprochenem Wort mit Musik zu verstehen; umgangssprachlich
wird damit intensive Gefühlsseligkeit bezeichnet. Enoch Arden erfüllt
beide semantische Anforderungen, und die Präsentation im Duisburger Opern-Foyer
wird sowohl der elementaren Gefühlswelt Tennysons gerecht als auch der
Klavier-Komposition Strauss': Ob "Gefühlsschund" (Strauss) oder nicht
- Wolf-Michael Storz (Klavier) und Peter-Nikolaus Kante (Rezitation) beweisen
ihre künstlerische Klasse, verweigern sich der archetypischen Gefühlsstimulation
nicht (wie schon Gert Westphal in seiner Referenz-Interpretaion keine
Angst vor gefühligem Pathos zeigte). Allerdings forciert Storz das Klavierspiel
ein wenig zu heftig, in der Lautstärke-Konkurrenz hat es der Rezitator
bisweilen schwer, sich mit dem Tennyson-Text zu behaupten.
Alles in allem: Neunzig Minuten individuelles Beziehungsdrama, menschliche
Existenznöte und Irritationen der Gefühle, festgemacht an einem zeitgenössischen
Text voller Verweise auf die Topoi des romantischen 19. Jahrhunderts (Robinson,
Fischer-Elend, kleinbürgerliche Zwänge, bedrängende und schützende Religiosität,
Sehnsucht nach Bildung, Hoffnung auf spirituelle Erlösung) - die quasi
als Echo ein aufnahmebereites Publikum beeindrucken.
Heftiger Applaus des intimen Auditoriums - der Oper am Rhein fehlt offenbar
eine animierende Kommunikationsstrategie, um exzeptionelle Angebote zu
popularisieren! (frs)
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