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OPERN-WELTEN
Eine Spielfläche auf der Bühne, wechselnde
Ausschnitte im Hintergrund - ein Stuhl als einziges Requisit ist er für
Charlos, für Philipp, für Posa? Christoph Loy reduziert Verdis Don Carlos
auf die Frage nach Herrschaft und individuellem Lebensgefühl. Dazu wird
Verdis Urfassung (Paris 1867) gegeben, mit dem ersten Akt als Exposition.
John Fiore dirigiert die Duisburger Philharmoniker äußerst präzis, vermeidet
jede tonale Aggressivität, vertraut auf die innere Kraft der Verdischen
Imaginationen. Dieser Orchesterklang beflügelt ein Ensemble höchsten Niveaus:
Jeanne Piland als facettenreiche Eboli, Segej Khomov als Carlos mit stimmlicher
Italianita, Boris Statsenko als emotionaler Posa, die lyrisch-dramatische
Elisabeth der Valerie Millot, Malcolm Smith ein dimensional-bösartiger
Großinquisitor und Gustav Andreassen als schwankender Philippe - das ist
ein über viereinhalb Stunden hinreißendes Ensemble. Das Publikum - viele
Gäste aus den Niederlanden - verfolgte atemlos das nachvollziehbare Geschehen
nebst behutsamer Deutung und feierte Orchester und Solisten. Ein Opernabend
der Extraklasse! (frs)
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