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Überspitzt
Christof Loys Monteverdi-Zyklus an der Deutschen Oper am Rhein ist abgeschlossen.
Im Gegensatz zu Orfeo und Ulisses setzte er in "L'incoronazione di Poppea"
mit seinem Regiekonzept auf provokante Zuspitzung der im Werk intendierten
Aussage. Klar, es geht hier nicht um romantische Liebeszuwendungen. Es
geht vielmehr um sexuelle Begierde und Macht; wer im Wege steht, wird
eliminiert. Und so ist es nur konsequent, dass die Figuren ihrer Lust
permanent freien Lauf lassen, ständig übereinander herfallen. Doch die
Umsetzung wirkt oft sehr penetrant, nach dem Motto: Überspitzung um jeden
Preis. Aus Sicht des Zuschauers besteht daher stets eine merkwürdige Distanz
zum Bühnengeschehen. Zudem bleibt die Frage offen: Warum werden Nerone
und Poppea als homosexuelles Paar dargestellt?
Loy und sein Bühnenbildner Dirk Becker haben die Handlung in einen Salon
verlegt, als einzige Requisiten fungieren einige wenige am Rand platzierte
rote Sofas. Zudem befindet sich das Orchester im Bühnenhintergrund. So
bleibt insgesamt viel Raum für die Aktion der Figuren, ein durchaus wünschenswerter
Effekt.
Das Sängerensemble agiert auf hohem Niveau. Catrin Wyn-Davies verkörpert
eine kalkulierende, intrigante Poppea, nach Macht strebend. Kate Aldrichs
Nerone ist stimmlich ungemein präsent, ihr Sopran aber manchmal ein wenig
zu romantisierend. Marta Marquez' Ottavia, vom Publikum gefeiert, bezaubert
durch eine faszinierende Klarheit. Martin Wölfels Ottone wirkt oft emotionslos,
daneben werden schauspielerische Defizite erkennbar. Sami Luttinen als
Seneca ist hingegen von allererster Güte. Auch das übrige Ensemble überzeugt
durchweg mit glänzenden Leistungen.
Andreas Stoehr gelingt mit dem Ensemble "Neue Düsseldorfer Hofmusik" in
Zusammenarbeit mit dem Landesensemble NRW für Alte Musik eine sehr transparente
und unkomplizierte, dafür aber wenig experimentierfreudige Umsetzung der
Monteverdi-Partitur.
Beim Publikum hieß es am Ende "Musik hui, Regie pfui!". Diesmal waren
es mehr als nur einzelne Missfallensbekundungen, ein ausgiebiges Buh-Konzert
musste Christof Loy über sich ergehen lassen - in Düsseldorf wohl zum
ersten Mal. Sänger und Musiker hingegen wurden frenetisch bejubelt. (cd)
Karten unter (0211) 89 25 211 |
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