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Vom Scheitern
Die Zeit läuft unerbittlich, sie rast, sie bleibt stehen: die Uhr als
"reale Metapher" gibt der spartanisch-abstrakten Bühne Tine Schwabs den
assoziativen Kick (die Kostüme der dark ages Truppen erinnern allerdings
an ein eher gemütliches preußisches Wachbataillon).
Stein Winge inszeniert den endlosen Ablauf von Macht, Verfallenheit und
Scheitern, dem die Protagonisten nicht widerstehen können, Macbeth und
die Lady sind zu schwach, um diesen Druck auszuhalten. Eine hochreflektierte
Interpretation, der allerdings das metaphysische Element fehlt: die Hexen
sind kommentierender Chor, nicht die sinistre Verkörperung des Bösen!
Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter dem aufmerksamen Alexander
Joel in Hochform, reagieren auf extreme Tempiwechsel, kommen über intensive
Performance der Instrumentengruppen zu opulentem Zusammenspiel - ein brillanter
Verdi-Klang interpretiert das Bühnengeschehen.
Die Protagonisten realisieren das Regiekonzept in Perfektion: Morenike
Fadayomis Lady ist mit betörender Stimmführung eine vor der selbst ausgelösten
Gewaltorgie zusammenbrechende Gescheiterte. Boris Statsenko ist nicht
das klischeehafte martialische Monster, mit seinem flexibel-voluminösen
Bariton findet er den zugleich herausfordernden und entsagungsvollen Ton
des zwangsläufigen Opfers selbstgewählter Verführungen. Sami Luttinen
ist ein kraftvoller Banquo, Fernando Aguilera singt Macduffs Anklage mit
zurückgenommenem tenoralen Glanz, Manfred Finks Malcolm antizipiert den
grausamen Kern; Anna Gabler beweist als Kammerfrau ihre stimmlichen Möglichkeiten,
ebenso wie die Rollen der comprimari exzellent besetzt sind.
Am Sonntag-Nachmittag findet sich in der Düsseldorfer Oper ein ausgesprochen
interessiertes Publikum, durchsetzt mit einer marginalen Anzahl der üblichen
miesmachenden Schickeria. Und so kommt es zu Ovationen für Sänger und
Orchester, am Ende standig ovations. Ein erstklassiges Erlebnis! (frs) |
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