Points of Honor |
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Raumwirkung
Die Frage, wie sich Industriehallen sinnvoll als Theaterraum nutzen lassen,
stellt sich immer wieder aufs Neue. Uwe Schmitz-Gielsdorf (Regie) und
Lutz Frisch (Bühnenbild) beschränken sich in diesem Fall auf eine äußerst
minimalistische Rauminstallation - eine weiße Wellblechwand als Hintergrund
und ein am Rand stehendes Geländer sind die einzigen Elemente in einem
vergleichsweise riesigem Bühnenraum. Zwar stehen die Personen damit deutlich
im Zentrum der Wahrnehmung, doch wirken sie in der Weite des Raumes bisweilen
auch ein wenig verloren. Dennoch: Charakter und Atmosphäre der Halle bleiben
auf diese Weise erhalten, was nicht zuletzt am sparsamen Lichteinsatz
liegt.
Probleme hingegen bereitet die Hallenakustik. Sowohl Orchester (am rechten
Bühnenrand platziert) als auch Gesang werden nicht verstärkt, was einen
nicht zu vermeidenden Verfremdungseffekt mit sich bringt.
Der starke Hall wirkt sich nicht negativ auf das Orchester aus. Im Gegenteil:
Frederico Maria Sardelli führt das Modo Antiquo Baroque Orchestra zum
einem erstaunlich differenziertem Spiel, setzt dabei nicht auf barocke
Effekte, sondern auf eine transparente Darbietung der einzelnen Nummern.
Trotz zeitweise großer räumlicher Entfernungen zu den Musikern kommen
die Sänger bestens mit den Gegebenheiten zurecht. Die größte Wirkung erzielen
dabei Hendrickje Van Kerckhove (Abel) mit ihrem strahlenden Sopran sowie
Ivan Garcia (Stimme Luzifers) mit seinem voluminösen Bass. Lucia Sciannimanicos
Kain fehlt es bisweilen ein wenig an Durchsetzungskraft, die Feinheiten
ihrer Stimme kommen in der großen Halle nicht vollends zum Tragen. Nicht
ganz glücklich ist zudem ihr Vortrag der (eigentlich überflüssigen) Sprech-Monologe
von George Gordon Byron. Ingrid Schmithüsen und Markus Brutscher meistern
ihre Adam- und Eva-Partien souverän. Allemal beachtenswert die gerade
15-jährige Jessica Grzanna als Stimme Gottes.
Trotz niedriger Temperaturen in der Halle der Böhler-Werke zeigte sich
das Publikum am Ende zurecht begeistert; Beifall für alle Akteure und
das Regie-Team. (cd) |
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Fotos: © Christian Wellenberg
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