|
KONZERTANTER WOHLKLANG
Makelloser Gesang bestimmt die konzertante
Aufführung von Mozarts "Titus" im effektvollen Konzerthaus Dortmund. Psychologische
Studien, Beziehungen zwischen den Akteuren spielen keine Rolle - aber
das Ensemble überzeugt durch sängerischen Wohlklang. Norman Shankle wird
mit seiner vollkommenen Schlussarie zum überzeugenden "milden" Titus;
Georg Zeppenfeld interpretiert die eher spröde Rolle des Publio kraftvoll-harmonisch;
Katalin Halmai vermag ihren herrlich-klaren Sopran als Annio vorzüglich
zu präsentieren, ebenso wie Janice Watson der Vitellia eine intonationssichere
Stimme verleiht und Sibylla Rubens als Servilia durch weich-ausdrucksvollen
Sopran berührt. Star des Abends ist zweifellos die überwältigende Stella
Doufexis: Ausstrahlung auch im kühlen Ambiente, ihre Stimme souverän modulierend
einsetzend, phasenweise das göttliche Schweben des Klangs beschwörend
- so geht Mozarts Musik zu Herzen!
Das kompetente Münchener Kammerorchester benötigte unter dem hochaufmerksamen
Christoph Poppen einige Zeit, um sich auf die außergewöhnlichen akustischen
Bedingungen des Dortmunder Konzerthauses umzustellen; zu lautes Blech
kontrastierte unangenehm mit dem breiten Streicherklang und den betörenden
Klängen der Holzbläser. Zum Finale hin gewann das Orchester Statur, verzauberte
durch schwebenden Klang, wurde zum angemessenen Partner der Solisten.
Für das Publikum spielt der Text offenbar eine Rolle: verzweifeltes Blättern
im Textbuch stört die Hör-Konzentration. Die Bad Lauchstädter Variante
mit deutschen Rezitativen und italienisch gesungenen Arien scheint eine
bessere Lösung zu sein! Insgesamt: Im Dortmunder Konzerthaus ist der Alltag
eingekehrt, das Publikum "schnuppert", ist zu großen Teilen eher neugierig
als souverän-sachkundig, aber sympathisch offen und begeisterungsfähig.
Die Auspizien für das musikpädagogische Großprojekt stehen auf Erfolg.
(frs)
|
|