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Händel ist in!
Vor wenigen Tagen noch in München von Christof Loy szenisch inszeniert,
wurde Händels Oratorium "Saul" nun am Konzerthaus Dortmund
konzertant in englischer Sprache aufgeführt. Händel ist eben
in! Im Mittelpunkt: Sänger und Sängerinnen von allerhöchster
Güte - gemeint sind wohlgemerkt Solisten und Chor.
Mit Brian Asawa als David ist ein Countertenor zu erleben, der in jeder
Situation eine gewisse Natürlichkeit der Stimme bewahrt, fehlerfrei
in den schwierigen Koloraturen wie auch in den lyrischen Passagen. Gilles
Cachemaille: Ein Saul mit der notwendigen Tragik. Tomislav Muzek: Ein
lyrischer Jonathan, zerrissen zwischen zwischen der Loyalität seinem
Vater gegenüber und der Freundschaft zu David. Mit Joanne Lunn als
Michal und Carolyn Sampson als Merab agieren zwei völlig unterschiedliche
Sopranistinnen, doch jede für sich herzergreifend: Lunn mit einem
bezaubernden weichen Timbre, Sampson mit einer Stimme von unglaublicher
Klarheit.
Das ChorWerk Ruhr singt unter seinem Leiter Frieder Bernius blitzsauber
- es ist ein wahrer Genuss, diesem Chor zuhören zu dürfen. Das
ebenfalls von Bernius geleitete Barockorchester Stuttgart liefert dazu
einen exzellenten Händel-Sound.
Verwirrung entsteht beim Lesen des Librettos: Viele der markierten Kürzungen
werden plötzlich doch gesungen, ursprünglich vorgesehene Passagen
fallen heraus. Ein kleiner handwerklicher Fehler, der aber nicht ins Gewicht
fällt.
Leider ist das Konzerthaus Dortmund (vor allem im Vergleich zu anderen
Veranstaltungen am gleichen Ort) nur schwach besetzt. Doch alle Anwesenden
wussten die hohe Qualität der Darbietung einhundert-prozentig zu
würdigen. Daher: Five points für ein begeisterungsfähiges
Publikum. (cd) |
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