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Zeitenende
Beverly Blankenships Inszenierung lebt von neckischen "Rosen auf der Stelle":
zahllose putzige Details lassen eine eigentliche Aussage im irgendwo verschwinden.
Die Bühne von John Lloyd Davies zeigt auf stimulierender Treppenlandschaft
eine Rokoko-Gesellschaft (prächtige Kostüme: Elisabeth Binder-Neururer)
mit Verweisen in das fin de siècle und die aktuelle Gegenwart - alles
hinter einem Portal umgebenden zerbrochenen goldenen Rahmen: tempi passati.
Die Dortmunder Philharmoniker nehmen Strauss' Musik beim Ton: Arthur Fagen
betont vor allem die seelischen Prozesse der Personen, verliert allerdings
im dritten Akt das Tempogefühl, die Präsentation wird langatmig, nicht
intensiv.
Die Rollen sind hinreißend besetzt: Nathalie Boissy eine Marschallin der
Extra-Klasse, biegsamer Sopran, in Würde das Altern verarbeitend; Maria
Hilmes ein orientierungssuchender androgyner Jüngling mit ebenso jugendlichem
Timbre, Euon-Joo Parks Sophie ist ein "Wildfang" (wie das wohl zu Hoffmannsthals
Zeit hieß), singt erfrischend klar und straight, der Ochs Bjarni Thor
Kristinssons kommt mit der Attitüde des "Hinterwäldlers", ist in seiner
Direktheit Folie für die differenzierten seelischen Vorgänge der sensiblen
Damen, lässt seinem kraftvollen Bass freien Lauf. Mit Jochen Schmeckenbecker
als Faninal, Heike Susanne Daum als Leitmetzerin, Hannes Brock und Karolina
Gumos als Intrigantenpaar und Christoph Stegemann mit einem ungewohnt
präsenten Kommissar stehen in Dortmund exzellente comparimari auf der
Bühne!
Das Dortmunder Premierenpublikum ist von den ästhetischen Reizen angetan,
äußert partiell Unverständnis für die 100 Jahre alte "Moderne" Musik,
fühlt sich in der Sicht auf die Dinge alleingelassen: Jubelt mit einigen
wenigen querulanten Buhs. (frs) |
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