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RADAMISTO ALS OPFER
Die konzertante Aufführung von Händels
"Radamisto" am Dortmunder Konzerthaus muss durchaus mit der nötigen Skepsis
betrachtet werden: Hans Gratzer hatte die Opera seria ursprünglich für
die Salzburger Pfingstfestspiele dieses Jahres inszeniert. Was von der
strengen Raumchoreographie in Dortmund übrigbleibt, sind letztlich nur
die prunkvollen Kostüme (Andrea Uhmann). Deren Symbolik ist zwar eher
oberflächlich, doch trägt sie nicht unwesentlich zur Nachvollziehbarkeit
der komplizierten Handlung bei, die sich ansonsten nur durch einen intensiven
Blick ins Programmheft erschließt. Wäre die Verwendung von Übertiteln
gerade in solch einer Aufführung nicht hilfreich?
Abgesehen von dieser szenischen Problematik bleibt jedoch ein herausragender
Opernabend. Das Sängerensemble zeugt - ohne Ausnahme - von ganz großer
Klasse. Drei Protagonisten sollen hier beispielhaft Erwähnung finden:
Da wäre Carlos Mena, der mit seinem weichen, feinfühligen Countertenor
einen Radamisto gibt, der seine Opferrolle par exellence verkörpert. Noch
ein wenig ausdrucksstärker ist Monica Groops Zenobia, die charismatischste
Erscheinung an diesem Abend. Und schließlich muss auch noch Lisa Perillo
genannt werden, die Radamistos ganz in weiß gekleidete Schwester Polissena
immer wieder mit erfrischenden und vor allem erstaunlich sicheren Koloraturen
ausstattet.
Die Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck vermittelt
einen sehr temporeichen und schmissigen Händel-Klang. Faszinierend die
beiden Hornisten, die den historischen Naturhörnern einen selten gehörten
blitzsauberen Ton entlocken.
Das Publikum im sehr gut gefüllten Konzerthaus zeigte wie so oft Begeisterung
und ließ sich von der zauberhaften Barock-Musik anstecken. (cd)
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