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Karfreitagszauber
Die Aufführung eines Oratoriums wie Bachs Matthäuspassion ist immer ein
großer logistischer Aufwand. Um derartige Projekte realisieren zu können,
gründete sich im vergangenen Jahr die Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Chöre,
in der sich mehrere Chöre zu Aufführungen des Dortmunder Konzerthauses
zusammenfinden.
Mit dem Dortmunder Oratorienchor, dem Musikverein Unna sowie dem Kinderchor
der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund wurde für die Karfreitags-Vorstellung
der Passion ein riesiges Ensemble auf die Bühne gebracht. Höchste Anerkennung
verdient dabei Reinhart Weiß, der die Einstudierung der Chöre übernahm.
Dazu kam mit dem Ensemble Resonanz ein Orchester mit kompetenten, jungen
Musikern, die auch ausgezeichnete (für die Arien der Matthäuspassion besonders
wichtige) solistische Qualitäten aufwiesen.
Dirigent Nicholas Kok führte die Akteure mit einem schlüssigen Konzept
zu einer homogenen Einheit zusammen. Die insgesamt sehr rasanten, gleichzeitig
aber sehr variablen Tempi brachten manch einen Choral allerdings an die
Grenze der Toleranz.
Im Mittelpunkt standen jedoch großartige Solisten: Rufus Müller war ein
Evangelist, wie man ihn sich bei einer Live-Aufführung der Matthäuspassion
wünscht: als ruhigen, besonnenen Erzähler; Müller sang ohne Notenvorlage
und war somit in der Lage, durch seine gesamte Gestik diese Erzählerfunktion
besonders glaubhaft zu verkörpern. Morten Frank Larsen sang die Christus-Partie
mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, insgesamt aber ein wenig zu opernhaft.
Mit Nancy Argenta (Sopran), Judith Gennrich (Alt), dem kraftvollen Tenor
Andries Cloete und Martin Bruns (Bass) agierten zudem Arien-Solisten auf
höchstem Niveau.
Das Konzerthaus war voll besetzt, auch mit jungem Publikum. Leider hielt
die obligatorische Stille nach dem ergreifenden Schlusschor nicht lange
an; dazu war die Begeisterung einfach zu groß! (cd) |
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