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SPASSGESELLSCHAFT
"Tiefsinnig" ist Donizettis "Liebestrank"
ohnehin nicht gebraut - aber Patrick Bialdyga gibt dem humorvollen Sujet
den brillanten Kick ins unbeschwerte Ambiente der Spaßgesellschaft. Da
werden die Soldaten des peinlich-machohaften Belcore zur Pop-Band "Soft
Soldiers", und Dulcamara ist ein verkrachter Chemie-Professor im Umfeld
partysüchtiger Teens.
Mit Jeff Martin agiert ein Nemorino vom "Du ich bin der Martin"-Typ, sängerisch
im Lyrischen zu Hause, auf tenorale Ausbrüche verzichtend; Eun Joo Parks
Adina ist die coole Sex-Queen, allerdings für "wahre Liebe" zu haben (was
sie stimmlich zu bieten hat, ist sensationell: unglaublich klangschöne
Höhen, absolut sicher in der Intonation, mit strahlendem Timbre), wenn
sie der Anmache des idiotischen Belcore (prima verkörpert durch Thomas
de Vries!) leid ist. Karl-Heinz Lehner beweist seine Fähigkeit zu unbändiger
Komik als "verrückter Professor", ohne auf die hervorragenden Qualitäten
seines artikulationsfähigen Basses zu verzichten. Susanna Panzner beweist
als Top-Girl einer Chorus-Line ihr außergewöhnliches Musical-Talent.
Dies quirlige Geschehen findet seinen Spielraum in einer auf knallige
Farben setzenden Szenerie von Katja Schindowski in den ebenso farblich
berauschenden Kostümen des "Kolor-Gurus" Jose-Manuel Vazques.
Das Philharmonische Orchester Dortmund hat unter Axel Kober Probleme,
dem vorgegebenen Duktus unbändigen Tempos zu folgen - aber das ist wohl
der retardierende "Wallat-Effekt".
Das ansonsten begeisterungs-resistente Dortmunder Publikum applaudiert
frenetisch, steigert sich zu Standing Ovations: der angemessene Dank für
zweieinhalb Stunden perfekter Opern-Unterhaltung. (frs)
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