Opfer der Machtkämpfe
„Verdeutlichen“ will Kay Metzger die zerstörerischen Kräfte von Kapital und Gewalt mit seiner Detmolder Walküre (in den folgenden Jahren soll der gesamte Ring gestemmt werden). Die verheerende Diskrepanz von totaler Herrschaft und menschlicher Existenz wird in der Walküre am Ersten Weltkrieg dramatisch exemplifiziert. Allerdings irritiert die Inszenierung in ihrer undurchschaubaren Vielschichtigkeit der Intentions-Ebenen. Da sind die persönlichen Beziehungen Siegmund, Sieglinde, Wotan, Fricka; da sind die beschwörenden Kriegs-Szenen; da sind die Walküren als Bräute, die ihre Helden zum Töten animieren; da verbleibt Brünnhilde als verkleidete Germania auf Theatersitzen; da hält eine zentrale, verdorrende Weltesche die Bedeutung des Geschehens zusammen. Auf die „Überraschungen“ des Detmolder Rings darf man begründet gespannt sein!
Petra Mollérus baut eine kommunikativ-deutbare Bühne, verzichtet auf spektakuläre Akzente, vermittelt Enge der Räume und Widersprüche von Historie und metaphorischer Realität.
Beeindruckend die sänger-darstellerischen Leistungen des Detmolder Ensembles: Johannes Harrten und Brigitte Bauma als tief einnehmendes Zwillingspaar, stimmlich prägnant und phrasierungsreich; Runi Brattaberg als durchaus ambivalenter Hunding; Angelika Kirchhof als konsequente Fricka; Sabine Hogrefe gibt der Brünnhilde leidenschaftlich-menschliche Stimme und Urs Markus ist als Wotan ein gebrochener Gott mit enormer stimmlicher Präsenz. Die Walküren sind eine musikalisch vibrierende Gruppe, fantastisch abgestimmt.
Das Orchester des Landestheaters Detmold spielt in gelungener Instrumentierung unter Erich Wächter mit animierender Spielfreude, mit kleineren Intonationsproblemen vor allem im 2. Akt, und liefert einen hörenswerten Wagner-Klang.
Das Detmolder Publikum zeigt seinen Stolz über die formidable Vorstellung „ihres“ Theaters mit enthusiastischem Applaus. (frs)
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