|
INDIFFERENT
Unter Steffen
Leißner spielt das Orchester des Lippischen Landestheaters äußerst kultiviert,
geht auf die Stimmungen der unendlichen Variationen des Hauptmotivs sensibel
ein, lässt Tschaikowskys Musik emotional wirken.
Das karge Bühnenbild von Manfred Kaderka - transparente Vorhänge, Stühle,
Sessel, Sofa - kontrastiert effektvoll, während die Kostüme eher durch
billige Anmutung abschrecken.
Der Regie von Christiane Michaels gelingt es nicht, eine echte Atmosphäre
zu vermitteln - weder was das Umfeld betrifft noch was die Handlungen
der Protagonisten angeht: zu beliebig sind die Aktionen (im Karneval in
der Taiga?), und zu indifferent ist die Personenführung (versuchte Statuarik
wirkt leblos, nicht spannungsgeladen).
Brigitte Bauma vermag der liebenden Tatjana im Widerstreit der Gefühle
mit Onegin eine wunderbar timbrierte Stimme zu verleihen - darstellerisch
ist sie weder eine jugendliche Liebende noch eine souveräne "Gremlina".
Der Onegin von Rainer Weiss gewinnt erst in der Schlussphase Kontur; da
strömt sein durchaus kräftig-ausdrucksvoller Bariton mit großer Emotion.
Der junge Ulf Bunde steht voller Präsenz auf der Bühne und gibt einen
souveränen Gremin mit flexiblem Bass. Johannes Hartens Lenski bleibt darstellerisch
unbeweglich, beeindruckt durch klangschön-sichere Höhen. Zwei hochtalentierte
Sänger, die in Detmold ihre Karriere vorbereiten.
Das Detmolder Publikum lauscht aufmerksam, spendet freudigen Applaus.
Eine liebenswerte Atmosphäre. (frs)
|
|