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Tragik des Narren
Was es heißt, den Narren zu spielen, zeigte sich bei der Premiere von
Rigoletto am Staatstheater Cottbus. Michael Junge verkörperte charakterlich
überzeugend den Krüppel Rigoletto, der sich dem Hohn des lüsternen, im
Gesang aber sehr eleganten und voluminösen, Herzogs (Jens Klaus Wilde)
und seinen spöttelnden und zugleich gierig-gewalttätigen Kavalieren, dargestellt
von einem gesanglich flexiblen Männerchor, aussetzen musste. Rigolettos
gesangliche närrische Heiterkeit brach im nächsten Moment in Spott und
Ironie um und ließ das Publikum in nuancierten Zügen die Tragik eines
Narren mitfühlen, der sich eine Gesellschaft nicht durch Verachtung zu
eigen machen kann. Seine einzige Hoffnung Gilda (Julia Bauer) vermochte
ihn immer wieder mit glockenheller Stimme zu besänftigen, doch auch sie
wird ein tragisches Opfer seines Lebens.
Anthony Pilavachi inszenierte damit ein Geschehen, das nie an Spannung
verlor und in dem die feinen Bewegungen der Gefühle mit den Handlungen
aufs Engste verknüpft wurden und dadurch ihre vollste Entfaltung erfuhren.
In der Musik spiegelte sich klanglich überzeugend die Sprache des dramatischen
Werkes wider. Durch das akzentuierte Spiel vermochte Judith Kubitz die
Facetten des stets zwischen Gut und Böse wechselnden Geschehens hervorzuheben.
Rigoletto wurde auch im Raum der Bühne (Ric Schachtebeck) sichtbar zum
Opfer des verhängnisvollen Schicksals; seine einzige sich wiederholende
Tat war das Schleppen des Bühnenvorhangs: er trug das Schicksal vom Anfang
bis zum Ende auf seinen Schultern. Er ist verflucht und findet keinen
Ausweg aus den schwarz-weißen Ornamenten seiner vier Wände, durch die
sogar seine skrupellosen Feinde, markiert durch blutgetränkte Handschuhe,
in sein Leben eindringen konnten. Der Zwiespalt zwischen Innen und Außen
wurde dadurch noch einmal besonders eindrucksvoll betont.
Auch die Kostüme von Susanne Suhr führten diese Zwiespältigkeit in sehr
phantasievoller Weise weiter, indem jede Figur bestimmte Attribute zugewiesen
bekam, die zugleich auf eine andere Seite ihres Charakters hinwiesen:
Rigoletto mit Schellen am Körper ist der spottende Alleinunterhalter,
der sich gleichzeitig als Gefangener mit schwarz-weiß gestreifter Hose
und Halsband enttarnt und dadurch die ständige Zerrissenheit seiner tragischen
Figur offenbart. Alle Elemente, so zwiespältig sie sich verhielten, fügten
sich damit zu einem sehr überzeugenden Ensemble zusammen, in dem das Publikum
die Tragik des Narren Rigoletto aufs Eindringlichste verfolgen konnte.
(mk) |
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