Ende einer Epoche
Inder zweiten Spielzeit, am Sonntagnachmittag ein voll besetztes Haus: Arabella in Chemnitz evoziert Zustimmung, wenn auch viele ältere Besucher das Stück als Boulevard-Stück erleben (die Zustimmung ist allerdings nachhaltig).
Doch Michael Henicke gelingt eine inszenatorische Gratwanderung: permanent deutlich ist das verzweifelte Beharren einer sterbenden Epoche, die nicht abtreten will – der Transfer ins Gegenwärtige ist das emotionale Angebot!
Die Bühne Reinhart Zimmermanns bietet genretypische Bilder Wiener Salons aus verschiedenen Perspektiven, die auf die dekadente Welt Heimito von Doderos verweisen.
Das exzellente Chemnitzer Ensemble beeindruckt durch darstellerisch-sängerische Rollen-Interpretation: Astrid Weber gibt der Arabella distinguiert-zurückhaltende Präsenz mit bewegender Artikulation, changierend zwischen aufbegehrender Dramatik und hingebungsvoll-ambivalenten Lyrismen. Jana Bücjner ist eine darstellerisch und stimmlich-brillante äußerst bewegende Zdenka – ein fantastisches Rollenporträt. Der Mandryka gibt ein ausgesprochen frei und kraftvoll singender Jürgen Freier authentische Statur, und dem versierten Siegfried Vogel gelingt als Graf Waldner ein Kabinettstück selbstbewusst-kaputter Würde.
Die präzis-einfühlsame Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz vermittelt unter dem hochkonzentrierten Niksa Bareza einen differenzierten Strauss-Klang, der vor allem die Brücke von morbid-elegischen Passagen zu hochdramatisch-exaltierten Ausbrüchen hochemotional hörbar werden lässt.
Die mutig-kompetente Chemnitzer Oper perpetuiert einen großen Erfolg! (frs)
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