Gospel-Ball
Die Fußballgeschichte spielt im Kloster: Gospels, Schlager, Fan-Gesänge, Anleihen bei Ror Wolf, Helge-Schneider-Humor – es wirkt alles, als ob abgerechnet wird mit den kirchlichen Oberen, die den Dortmunder Borussia-Fußballern anno 1909 die Heimstatt verweigerten. Die Handlung verspricht, persiflierte Religion und Fußball zusammenzubringen, bleibt aber im Comedyhaft-Beliebigen und wird dem Phänomen Fußball nicht gerecht. Fußball eben für Nicht-Fußball-Kundige.
Gesanglich ragt Claudia Neuland mit authentischem Soul-Klang heraus – doch verblüfft das gesamte Ensemble (vor allem Schwestern, Klosterschülerinnen) mit genregerechten Tönen. Auch darstellerisch glänzt das Ensemble – die nervenden Pausen sind der Regie anzulasten (und den bisweilen holprigen Texten).
Die Combo begleitet mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards hochkompetent, lässt sich auf die gefragten Sounds kraftvoll ein und gibt dem Geschehen den entscheidenden drive.
Der Bühnenbau von Georgia Zervoulakos de La Forge bietet Gelegenheit für vielfältige tableaux und optimale Einzel-Darstellungen; doch Fußball-Atmosphäre?
Tankred Schleinschock ist der spiritus rector des Unternehmens – kreiert die Story, kompiliert die Musik, spielt die Keyboards, agiert auf der Bühne, führt Regie. Das ist viel und wird durch sein geoutetes Engagement für Werder Bremen mit Fußball-Aura geadelt.
Auf der Halde Haniel in Bottrop hatte das Musical im Sommer seine Premiere; in der Stadthalle Castrop-Rauxels präsentiert sich das Gospel-Musical im traditionellen Bühnen-Ambiente. Das Publikum – in Castrop-Rauxel treue Anhänger „ihres“ Westfälischen Landestheaters – geht verhalten mit und fühlt sich offenbar gut unterhalten. Für die spärlich vertretenen Fußball-Fans ergab sich aber keine euphorische Atmosphäre – und für die übrigen blieb der Zusammenhang von Religion und Fußball im Dunkeln. (frs)
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