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Wüste Collage
Eckard Koltermann setzt gegen Heiner Müllers brutalen Text Musik für Streicherquartett.
Das DASK-Quartett mit Sabine Rau, Antje Vetter, Katrin Mickiewicz und
Donna Djember spielt die Anklänge an Minimal Music, klassische Andeutungen
und expressive Attitüden ausdrucksstark kommentierend. Sicherlich ist
von den jungen Damen manch innovativer Kammermusik-Abend zu erwarten!
Sibylle Broll-Pape nutzt für ihre reflektionsstiftende Regie den überschaubar-nachhaltigen
Raum von Tom Haarmann mit einer schotterbedeckten Spielfläche, bühnenbreiten
Stufen auf der Rückseite, seitlichen Spiegelwänden und historisierenden
Kronleuchtern über dem Quartett. Müllers blutrünstigen Passagen werden
im wählenden Zerlegen einer Wiesenhof-Hähnchens ekelige Realität.
Leopold von Verschner besteht die einstündige wüste Textkollage glänzend:
Müller-Texte, Bericht über Müllers Vorliebe für rassistische Witze, Müller-Kritik,
aktuelle Einwürfe zum Irak-Krieg - das alles vor einer Rückwand-füllenden
Video-Installation mit bedeutungsvollen Bildern, deren Denotation ihrer
historischen Konkretion schwerfällt. Maria Wolfs Ophelia ist eine Meisterleistung
schauspielerischer Selbstäußerung, doch bleiben Mimik und Gestik nicht
ohne Wirkung.
Das Publikum - eine kleine intensiv folgende Schar - ist gefangen von
der Mischung aus Video, Schauspiel, Bühnenwelt und Musik, applaudiert
der durchaus schwierigen Herausforderung modernen Musiktheaters dankbar.
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