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Beseelte Liebe
Es ist keine neue Kreation, es ist eine Opern-Gala mit Orchester auf der
Bühne, Solisten am Pult im formidablen Ambiente der "Kathedrale der Arbeit"
- aber was für eine! "Dich teure Halle" - eine bewegende Liebeserklärung
an dem zentralen Ort der RuhrTriennale; Tannhäusers "Rom-Erzählung" eine
eindringliche Klage wider die hasserfüllte Ignoranz der Macht. Höhepunkt:
Die Orchesterfassung des "Liebestods", schwebend im Klang, ohne Pathos
und selbsterfüllte Dramatik, vielmehr ein Rausch bitter-unerfüllter Liebe.
Zu zwischenmenschlich-emphatischen Dramen entwickeln sich sowohl das Duett
Lohengrin - Elsa als auch die Leidenschaft Siegmund - Sieglindes: das
Auditorium reagiert mit emotionalen Wellen, mitatmende Aufmerksamkeit
erfüllt die große Halle.
Petra-Maria Schnitzer beeindruckt mit ihrem seelenvollen Sopran, ihrer
Fähigkeit, intimste Empfindungen in Gesang umzusetzen. Peter Seiffert
überwältigt geradezu mit einem Tenor, der aus sich selbst strömt, entspannt
zutiefst empfundene Gefühle vermittelnd. Ich kann mich nicht erinnern,
Wagners Szenen jemals derart bewegend erlebt zu haben.
Die Duisburger Philharmoniker intonieren ein Klangwunder voller Intensität,
Jonathan Darlington ist ihr hochsensibler Leiter und lässt Wagners Musik
in tiefempfundener Emotionalität leuchten - eine Meisterleistung der Wagner-Interpretation,
weitab aller gängigen Klischees, voller beseelter Liebe.
Der Abschluss der Ruhr-Triennale ist ein Triumph für Gerard Mortiers Paradigma:
Oper ist Ausdruck von Seelenkräften durch Gesang. Schade, dass er für
die Ovationen des Publikums nicht präsent ist. Ausgewiesene Wagner-Fans
von weither bejubeln die Exzellenz des Gebotenen, das phantastisch-unvoreingenommene
Ruhr-Publikum ist hingerissen von den inneren Kräften unsterblicher Musik.
(frs) |
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