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Spektakulär
Während die head banger von ver.di auf dem Rathausplatz ihre 1. Mai-Botschaft
per wummernden Megawatt-Techno artikuliert, kämpft im Theater der entführte
Rinaldo heldenhaft gegen die Mächte des Bösen.
Gregor Horres löst die komplizierte Handlung auf in magische Momente der
Wut, der Liebe, des Verrats, der brutalen Gewalt, des Zaubers, des seligen
Triumphs. Verweise auf aktuelle Bezüge - ein Cowboyhut für "die Gute",
ein optisch durchlaufender Besetzungszettel à la Hollywood-Film - animiert
zu gelegentlichen Assoziationen über das Heute, ohne zwanghaft zu parallelisieren.
Es gelingen Szenen von höchster Intensität und Bedeutung: Almirenas Opfer,
Rinaldos Verweigerung, Armidas Verführung, die Schlacht zwischen Guten
und Bösen.
Die "Burg" aus weißen Backsteinen mit Ausblicken auf real-virtuelle Außen-
bzw. Innenwelten in der Projektion bietet kommunikative Spielräume (Kirsten
Dephoff) und schafft den artifiziellen Rahmen für die Konkretisierung
des Abstrakten.
In diesem sensibel kalkulierten Szenario agiert ein hinreißend agierendes
Solisten-Ensemble auf höchstem sängerischen Niveau: Silvia Hablowitz ist
ein prinzipientreuer mutiger Rinaldo - sie beherrscht die Händelschen
Vorgaben mit perfekter kämpferischer Leidenschaft. Cornelie Isenbürger
ist eine demütig liebende Almirena, betört durch intensives Leiden mit
weichem Sopran. Victoria Granlund ist die erotisch erregende böse Zauberin
Armida - ein Show-Erlebnis à la Hollywood, stimmlich souverän und ausdrucksstark.
Raimund Nolte ist ein gewalttätiger Argante mit der nötigen Power seines
unverbrauchten flexiblen Baritons. Charles Maxwells Countertenor war offensichtlich
indisponiert; sein Goffredo bleibt brüchig, ohne Imagination der Kultischen
Stimmlage (in der kleinen Rolle des "guten Zauberers" lässt Mirko Valetic
den Zauber des Counters anklingen).
Das Orchester sitzt zum Teil auf erhöhtem Podium, entwickelt Klangeffekte
höchster Raffinesse; Dirk Kaftan variiert die Dynamik und die Tempi von
Szene zu Szene, gibt den Sängern Freiräume für ihre brillanten Fiorituren.
Phantastisch!
Das Bielefelder Publikum weiß die extraordinäre Vorstellung zu schätzen:
enthusiastischer Beifall für eine triennale-reife Oper. (frs) |
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