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GROTESKER TOTENTANZ
Volker David Kirchners szenisches
Oratorium des Ahasver-Mythos gerät zum Totentanz in einem Kreislauf der
abendländischen Unmenschlichkeit. Die expressive Musik Kirchners lebt
von zahlreichen Verweisen, endet mit Schuberts "Leiermann". Bedeutung
gewinnen lineare Handlung und eher illustrierende Musik durch aktionsreiche
Regie und groteskes Bühnenbild von Andrej Woron, den traditionsbewußten
Großmeister der Theater-Avantgarde.
Dirk Kaftan, der junge "modern"-orientierte Dirigent, leitet das hingebungsvoll-präzise
Philharmonische Orchester Bielefeld konzentriert-sensibel, Akzente der
Eklektik Kirchners auskostend.
Der Chor (Leitung: Angela Seeman) ist choreographisch top und singt präzis
- ebenso wie das große Ensemble mit einem eher farblosen Johannes M. Kösters
als Ahasver; für virtuosen Gesang bietet die auf Sprechgesang fixierte
Partitur Kirchners allerdings keine Chance.
So bleibt dem aufmerksamen Publikum im relativ gut gefüllten Haus der
Respekt vor einem bewegenden Menschheitsthema sowie die Bewunderung für
Worons Theaterkunst und die Akzeptanz der ruhig strömenden Musik - atemlose
Betroffenheit entsteht nicht. PS: In Duisburg ist Trojahns "Was ihr wollt"
übertitelt - das hätte den komplexen historischen und z.T. philosophischen
Texten auch in Bielefeld gut getan. (frs)
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