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Dämonen
Liebeswahn und Spielleidenschaft sind die dämonischen Mächte, die Hermann,
Lisa und die alte Gräfin beherrschen. Marius Trelinski inszeniert Tschaikowskys
Pique Dame in der Koproduktion von Lindenoper und Nationaloper Warschau
als Art Oratorium mit Betonung auf symbolische Handlungen. Die selbstquälerischen
Leiden der Individuen sind Instrumente hochkognitiver Konzepte zur Demonstration
der Funktion von Mythen.
Die abstrahierende Bühne - Spieltisch inmitten hermetischer Wände, rotes
Licht mit der schriftlichen Bestätigung "rouge", dräuende Videobilder
mit sturmgespeitschten kahlen Bäumen - von Boris Kudlicka vermittelt unsinnliche
Klischees: am Ende der Tod als superhelles Licht hinter der (Kamera-)Blende.
Daniel Barenboim prägt mit der Staatskapelle Berlin (so heißt das Orchester
der Lindenoper!) einen ungemein kraftvollen Tschaikowsky, erzählt eine
intensive Geschichte seelischer Konflikte, emotional weit weg vom intellekuell-überhöhten
Regiekonzept.
Viktor Lutsiuks Hermann wandert regiekonform über die kahle Bühne, vermag
aber stimmlich mit erheblichem Wobbeln und fehlender Heldentenor-Attacke
höheren Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Weshalb der brillant-kraftvolle
Roman Trekel als Jeletzki wie ein germanischer Held aus Riefenstahl-Filmen
erscheinen kann, bleibt wohl der unkalkulierten Regie verantwortet. Ekaterina
Sementschuk ist eine ungemein klangsichere Polina, und Angela Denoke fasziniert
mit fantastisch strömendem Sopran als Lisa - eine Stimme, die unter anderen
Umständen unter die Haut geht!! Ute Trekel-Burckhardts Gräfin verblasst
mir schütterer Stimme, und neben dem fulminanten Hanno Müller-Brachmann
als Tomski chargieren die übrigen Corps-Kameraden Hermanns als erschütternd
hilfslose Randfiguren.
Die Staatsoper ist gefüllt mit status-suchenden Edel-Touris, wahres Mitgehen
ist nicht angesagt, die Atmosphäre ist peinlich indifferent. Das Haus
ist voll besetzt - aber steriles Konzept und phlegmatisches Auditorium
vermögen keine Leidenschaft zu transportieren. (frs) |
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